Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurden Vorräte angelegt: Am 23. September 1914 beschloss der Gemeinderat, zwecks Versorgung der Bevölkerung mit den notwendigen Nahrungsmitteln folgende Ankäufe zu machen: 2 Wagen Weizenmehl, 1 Wagen Maiskorn, 1⁄4 Wagen Reis (bessere Qualität) und für 600 Franken Teigwaren. Diese Ankäufe wurden beim Regierungsstatthalter angemeldet; die Bestellungen erfolgten durch Vermittlung des Bezirks und der landwirtschaftlichen Genossenschaften des Oberwallis. Die Barmittel sollten durch eine Wechselanleihe beschafft werden. Im Spätherbst 1914 beschloss der Gemeinderat, zur Sicherung der Brotversorgung bei der Mühle ein grösseres Quantum Mehl zu reservieren. Auch zwei Jahre später gebot die Krisenlage, dass die Mühle Nussbaum eine Reserve an Reis anlegte.
25 Rappen pro Teller Suppe
Einem Begehren von Benjamin Blatter für einen höheren Preis für die Schulsuppe wurde am 23. Oktober 1914 stattgegeben. Es wurde ein Preis von 25 Rappen pro Suppe festgesetzt.
Vollbrot für 43 Rappen
Am 5. Dezember 1914 setzte der Visper Gemeinderat in Ausübung seiner Kompetenzen den Brotpreis wie folgt fest: 1 Kilogramm Vollbrot: 43 Rappen, 1 1⁄2 Kilogramm Roggenbrot: 43 Rappen.
Täglich zwei Franken für Familien in Not
Bereits zu Beginn des Kriegs waren dessen Konsequenzen zu spüren. Ende 1914 war in Visp gleich bei fünf Familien die Not schon so gross, dass die Gemeinde ihnen eine tägliche Notunterstützung von zwei Franken zusprechen musste.
Socken für Männer an der Front
Kurz nach Kriegsbeginn, im Herbst 1914, rief der Elisabethen-Verein Brig im «Walliser Boten» die Frauen und Töchter des Oberwallis auf, Socken und Strümpfe für die im Feld stehenden Wehrmänner zu stricken. Dieser Aktion war ein grosser Erfolg beschieden.
Früchte nicht vor dem Reifen pflücken
1916 verbot der Kanton, die Äpfel der «Canada-Reinette» und den «Rotacker» vor der vom Experten festgesetzten Reifezeit zu pflücken.
Schwache Kartoffelernte
Mitten im Krieg, 1916, beklagte man nicht nur die allgemeine Teuerung, sondern auch eine mangelhafte Kartoffelernte.
Visp hatte beschränkte Anbaufläche
Obwohl die Schweiz vom Krieg verschont blieb, war die Versorgung mit Lebensmitteln prekär. Man war weitgehend auf Selbstversorgung angewiesen. Die Gemeinde hatte gemäss Staatsratsbeschluss die Getreide-Anbaufläche um circa 15 Hektaren zu vermehren. Die Gemeinderäte Stefan Bellwald und Lot Wyer wurden mit der Bildung des Brotamtes der Gemeinde beauftragt.
Das Kreisschreiben des kantonalen Departements des Innern betreffend vermehrten Anbau auf Kulturland beantwortete der Visper Gemeinderat 1917 wie folgt: Angesichts der Bodenkäufe durch die Lonza, der Knappheit des Düngers und der Arbeitskräfte sei eine namhafte Vergrösserung des anbaufähigen Landes nicht möglich, denn dieses werde schon jetzt ziemlich vollständig ausgenutzt. Dem Staatsratsbeschluss vom gleichen Jahr, Visp habe seine Getreideanbaufläche um 15 Hektaren zu vergrössern, könne nicht nachgelebt werden. Im Gegenteil: Am 12. Oktober 1917 bestellte die Gemeinde einen Waggon Kartoffeln zur Abgabe an die Bevölkerung.
Mit der Organisation des Getreideanbaus, der Zuteilung der Flächen und der Ausführung der Beschlüsse wurde Gemeinderat und La Poste-Hotelier Ludwig Providoli beauftragt.
Auch für die Käseversorgung war im Ersten Weltkrieg der Gemeinderat zuständig.
Kartoffeln pflanzen in der Grosseye
Um denen, die infolge des intensiven Getreideanbaus keinen Boden mehr für die Anpflanzung von Kartoffeln zur Verfügung hatten, Ersatz zu beschaffen, wurden weitere Flächen urbar gemacht.
Auf Antrag der Gemeindekommission für die Vermehrung des Getreideanbaus beschloss der Gemeinderat im Oktober 1917, das Gut Clemenz in der Grosseye, soweit sich dieses eignete, zu übernehmen und noch im laufenden Herbst umzubrechen. Der Boden werde dann der Bevölkerung zur Anpflanzung von Kartoffeln zur Verfügung gestellt. Das galt besonders für jene, welche dafür infolge des Getreideanbaus kein Land mehr zur Verfügung hatten.
1915 hatte der Rat die Frage der Gründung einer Pflanzschule studiert, welche sich ein paar Jahre später mit dem Bau der Kantonalen Landwirtschaftlichen Schule erübrigen sollte.
Holzmangel bei Kriegsende
Bei Kriegsende im November 1918 steckte die Burgerschaft infolge ernsthafter Holzknappheit noch mitten in einer Krise. Die Gesuche für Brennholz wurden abgewiesen, weil kein solches gezeichnet werden konnte. Zwar blieb das Einsammeln von Leseholz noch gestattet, das Fällen jedoch verboten. Überdies wurde beschlossen, den Burgerfamilien Brennholz künftig nur noch bis auf sechs Ster zu reduzierten Preisen zu verabfolgen. Höhere Bezüge wurden zu den laufenden Holzpreisen verrechnet.
Einbruch im Tourismus
Um den Tourismus stand es in den Kriegsjahren nicht rosig, auch in Visp. Bereits im Sommer 1913 wurde der schleppend anlaufende Fremdenverkehr beklagt, woran die unsichere Lage in Europa schuld war. Erst recht der Kriegsausbruch hatte bitterböse Folgen für den Tourismus: Waren vor dem Krieg im Schnitt 71 Prozent der Schweizer Hotels belegt, sank die Belegung im Jahr 1914 auf 36 Prozent und im Jahr darauf gar auf 15 Prozent. Der Walliser Bote führte die Zahlen auf den ausserordentlich negativen Einfluss zurück, den der Krieg auf das Wirtschaftsleben der Schweiz ausübte. Die Kundschaft der Walliser Grand-Hotels und Pensionen stammte grösstenteils aus den kriegsführenden Staaten. Vor allem in Kurorten in den Schweizer Bergen wurden Internierte in Sanatorien und Hotels untergebracht, auch um diese Betriebe zu unterstützen. Als der Krieg zu Ende war, hielt die Krise an.
Aus der Zeit zwischen 1908 und 1918 lässt sich weiter folgendes berichten:
40 Prozent des Lohns für Nahrung
1 Kilogramm Rindfleisch kostete 1908 1.90 Franken, 1 Kilogramm Kartoffeln 13 Rappen, 1 Kilogramm Brot 40 Rappen, 1 Kilogramm Butter 4 Franken und 1 Kilogramm Käse 2.40 Franken.
Der Jahreslohn eines Arbeiters mit Familie betrug circa 2 700 Franken, der eines Angestellten 3 100 Franken. Die obere Ausgabengrenze für Nahrungsmittel betrug 520 Franken.
Kulturarbeit im Föhrengebiet
1908 berichtete A. Binz über den Visper Waldbezirk: «Die menschliche Kulturarbeit hat auch im Visper Waldbezirk mächtige Breschen gelegt. Trotz der Steilheit der Gehänge hat sich der Wald hier noch zu behaupten vermocht, an den natürlichen Terrassen, welche, wo es irgendwie angeht, aufs Mühsamste geklärt, durch Trockenmauern gehalten und mit Erde belegt wird.
Einen gewaltigen Einbruch im Visper Föhrengebiet bilden die ausgedehnten und mit wunderbarem Fleiss terrassierten Rebgelände, die gleich hinter dem Städtchen Visp im Halbzirkel von Visperterminen bis in eine Höhe von 1 270 Metern ansteigen, die ‚Heidenreben‘. Auch gegenüber am Abhang von Zeneggen herrscht neuerdings dieselbe Rebkultur.»
Der Eiche begegnete Binz im Föhrenwald im Oberwallis kaum, allenfalls in Form von Eichenbüschen in gelichteten Zonen oberhalb Vispach. Gegenüber am waldlosen Hang der Berner Kette zwischen Niedergesteln und Raron hingegen soll es Eichen mit Hochstämmen gegeben haben.
Erster diplomierter Visper Förster
Viktor Andenmatten wurde 1909 in den Forstkurs entsandt; im Jahr darauf folgte ein zweiter Kurs. Die Burgerschaft bezahlte die Ausbildungskosten. Andenmatten verpflichtete sich, nach Absolvierung der Ausbildung die Stelle des Revierförsters der Burgerschaft während mindestens fünf Jahren zu übernehmen, ansonsten er der Burgerschaft die Kosten zurückerstatten müsse. 1910 wurde Viktor Andenmatten der erste diplomierte Visper Förster.
Als er 1914 infolge Krankheit seine Demission einreichte, war kein Nachfolger in Sicht. Sämtliche Förster der Umgebung weilten im Militärdienst. Also war von ihnen keine Hilfe zu erwarten.
Während längerer Zeit sorgte im Forst niemand für Ordnung; so machte sich in den Visper Wäldern eine regelrechte Raubwirtschaft breit, sodass die Burgerversammlung beschloss, das Betreten des Dählenwaldes vom 1. August bis 16. Oktober ganz zu verbieten.
Ein Drittel der Visper waren Burger
1909 zählte Visp 948 Einwohner, davon 302 Burger. Die Lonza hatte den Betrieb erst aufgenommen.
Bäckerei in privater Hand
Ab 1909 war auch in Visp die Bäckerei in privater Hand. Sie wurde für 20 800 Franken an Ludwig Fux, den nachmaligen Erbauer des Café Fux verkauft.
Zu teure Alpe im Baltschiedertal
Visp besass 1910 im Senntum der Baltschiedertal-Alpe auf lange Zeit Kuhalpenrechte. Infolge erhöhter Kosten mochte sich Visp nicht mehr für eine längere Mitgliedschaft entscheiden.
Wiedergefundener Stempel
Dem Burgerrat wurde am 16. Januar 1911 ein alter Siegelstempel der Burgschaft Visp aus dem Jahr 1614 angeboten. Preis: 15 Franken. Einstimmiger Beschluss: wird zurückgekauft! Von wem, war nicht zu erfahren.
Das Ende der «Lusi»-Beleuchtung
Als an Weihnachten 1912 erstmals das elektrische Licht in der Wohnung brannte, begann die moderne Zeit und die Epoche der flackernden «Lusi»-Beleuchtung ging zu Ende.
Kaufkraft um 1912
Ein Schweizer Haushalt mit fünf Personen hatte 1912 im Durchschnitt für Güter, Dienstleistungen, Wohnen, Versicherungen und Nahrungsmittel 2 920 Franken im Jahr zur Verfügung.
Die Nahrungsmittel beanspruchten davon 41 Prozent; 1970 waren es noch 14 Prozent, 2003 gar nur noch 8 Prozent.
Erwerb in der «Neuen Bine»
Ende 1912 kaufte die Burgerschaft von den Geschwistern Bilgischer ein Grundstück, das in der Neuen Bine bei der Baltschiederbrücke lag.
10 Hektaren Wald
Die Burgerschaft kaufte 1912 von den Unternehmern Zanella und Bodenmüller zum Preis von circa 4 000 Franken eine Waldparzelle unterhalb der unteren Hellela mit einer Ausdehnung von 10 Hektaren. Gegen Osten und Norden hatte dieses Waldstück bereits zuvor an die Visper Burgerwälder gegrenzt.
Grossbrand in der Ortsmitte
1913 fielen sämtliche Ställe und Remisen östlich der Überbielstrasse, die an die Wirtschaft «Pöstli», später «Central» am Kaufplatz angebaut waren, einem Grossbrand zum Opfer.
Heinzmann stiftete Glocke
Wilhelm Heinzmann erwarb 1913 das Burgerrecht. 1920 stiftete er eine Glocke.
1914 ging Mühle an Nussbaum
1910 erbauten Hans Maurer und Heinrich Indermatten die «Getreidemühle mit Industriegeleisen am Bahnhof». So entstand am nördlichen Bahndamm ein 16 mal 10 Meter grosses Gebäude.
1914 übernahm der Müller Louis Nussbaum aus Flamatt mit seinem Sohn Arnold die Mühle samt Inventar. Die beiden hatten das feilgebotene Objekt auf einer Reise durch das Wallis entdeckt. Die Firma Nussbaum & Co. teilte dem Gemeinderat mit, dass sie auf 1. November 1914 die Mühle Visp käuflich erworben habe. Das Unternehmen erlebte in den folgenden Jahrzehnten einen grossen Aufschwung. Nachdem das Anschlussgleis erstellt und die noch neue, elektrische Energie zugeführt war, wurde Visp zur zweiten Heimat des jungen Freiburgers Arnold Nussbaum. Seit 1940 setzt der 30 Meter hohe Getreidesilo einen markanten Punkt ins Bahnhofquartier. Später übernahm der Enkel von Arnold Nussbaum, Marco Fröhlich, die Mühle.
Geschäfte des Gemeinderats 1914
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 sprach der Gemeinderat dem Feuerwehrkommandanten 150 Franken als Jahresentschädigung zu.
Er erteilte Gilgian Zryd das Patent zur Führung des Restaurants Commerce an der Kantonsstrasse. Zudem beschloss der Rat, wegen der mangelhaften Qualität des elektrischen Lichts erneut bei der Lonza vorstellig zu werden.
Ausserdem verlangte er beim Staatsrat die Verlängerung der Polizeistunde bis 10 Uhr.
Neu: Doppelgeleise nach Brig
Der Gemeinderat genehmigte am 14. September 1914 die Pläne zu den Kunstbauten für das Doppelgeleise der SBB zwischen Visp und Brig. Von der Schatzung des Bodens, der für den Bau benötigt wurde, hatte der Gemeinderat 1914 Vormerk genommen. Von einem Rekurs gegen die Schatzung wurde trotz des unbefriedigenden Resultats abgesehen.
Ein gefälliges Bahnhofgebäude
In den Jahren 1914/15 – fast 40 Jahre nach der Einfahrt des ersten Zugs in Visp – wurde das Visper Bahnhofgebäude in barockisierendem Jugendstil nach den Plänen des aus Visp stammenden Siderser Architekten Marco Burgener gebaut. Der Kunstführer umschreibt dieses wie folgt: «Der gedrungene Hauptbau zwischen den niedrigen Flügelanbauten und die Türmchengauben an den Flanken des Krüppelwalms ergeben ein komplexes Baugefüge. Dekorative Rustika-Quader am Sockel, an den Ecken und an den Bogenwänden. Die Säulchen des Eingangs-Portikus erscheinen verspielt, umgestürzt: Facetten-Quader im Bogengewände. Darüber am Balkongeländer wird die Uhr von Ranken angefasst, die mit bunten Früchten angefüllt sind.»
Italienische Schule in Naters
1912 erhielt Naters eine italienische Schule, wohl im Zusammenhang mit dem Bau des Simplontunnels. 1914 wurde diese von nicht weniger als 620 Kindern besucht, später waren es noch gut die Hälfte. Die Schüler kamen auch aus italienischen Familien, die in anderen Gemeinden wohnten, unter anderem in Visp.
Verboten, nachts auf den Feldern zu weilen
1914 beschloss der Gemeinderat, einen zweiten Flurhüter anzustellen und die Stelle auszuschreiben. Für die Nacht sollte ein Freiwilligendienst organisiert werden.
Die Hüter mussten dafür sorgen, dass die Ordonnanzen und Artikel, welche Weiden, Obst und Vieh betrafen, strikt eingehalten wurden. Damit die Flurhüter nicht rund um die Uhr wachen und alles beobachten mussten, wurde im gleichen Jahr – zugunsten des Flurhüters – ein Verbot erlassen: Von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens durfte niemand auf den Feldern weilen.
Visp besass eine Bierbrauerei
1914 machte die Familie Mengis beim Gemeinderat eine Einsprache betreffend die Wasseransammlung aus der Kanalisation «bei der alten Bierbrauerei».
Losholzeinnahmen der Burger reichten nicht mehr
Bis 1915 wurde die Ausbeute des Losholzes an Unternehmen übergeben. Dafür mussten die Bezüger eine Taxe entrichten. Bis dahin lag dieser jährliche Beitrag bei 8 Franken. Weil die Einnahmen der Burgerschaft nicht mehr ausreichten, um die Ausgaben zu decken, wurde der jährliche Losholzbeitrag auf 15 Franken erhöht. Um ihre Kasse zu regulieren und Bodenkäufe zu tätigen, setzte die Burgerschaft gelegentlich das Bauholz dafür ein. So hatte sie schon 1908 im Hotel La Poste 400 Lärchen- und Tannenstämme aus dem Eyholzer Chi und der Aregga versteigert.
1916 plante sie den Verkauf von 500 Kubikmeter Bauholz, um den Ankauf der Grosseye und verschiedener Wälder zu finanzieren.
Keine Strassen-Neubauten
Im Frühjahr 1915 beschloss der Gemeinderat, das Strassenpflaster soweit wie nötig auszubessern, auf grössere Reparaturen oder Neuarbeiten für das laufende Jahr zu verzichten.
Gemeinde zahlte an Fabrikstrasse
Der Gemeinderat genehmigte 1915 den Beitrag von 300 Franken an den Bau der Fabrikstrasse.
Café Suisse
Am 5. Februar 1915 wurde Josef Indermatten die Konzession für die Führung des Café Suisse erteilt.
Gerüche im Ortsinnern begannen zu stören
Die Landwirtschaft, aber auch das Fehlen der Kanalisation führten dazu, dass im Ortsinnern konstante und wenig angenehme Gerüche herrschten. Eigentümer, deren Abtritte (Toiletten) sich an einer öffentlichen Strasse befanden, wurden dringend ersucht zu verhindern, dass die Abtrittsjauche auf die öffentlichen Wege hinauslief.
Die Hygiene hielt 1915 Einzug mit der Forderung, dass jede Wohnung einen eigenen Abort besitzen solle.
1918 wurde beim Kaufplatz eine öffentliche WC-Anlage eingerichtet. Sie überstand ein ganzes Jahrhundert, kann jedoch – weil geschlossen – seit Jahren nicht mehr benutzt werden. Die Liegenschaft befindet sich seit jeher in privaten Händen.
1919 errichtete man in der Stapfengasse entlang der Misthöfe eine Mauer, um den Abfluss der Jauche zu verhindern. Obwohl seit Jahrzehnten nicht mehr benötigt, «ziert» diese Mauer noch heute die Verbindung zwischen Kaufplatz und früherem Marktplatz.
1920 wollte man auch die Nebenstrassen von den Misthöfen befreien, nachdem Visp diese schon 1848 von den Hauptstrassen der Burgschaft hatte entfernen wollen.
Seit 1880 musste jeder Bewohner vor seiner eigenen Türe wischen, ab 1917 sollte dies ein Gemeindearbeiter besorgen, wofür diesem zwei Tage in der Woche genügen sollten. Im selben Jahr errichtete die Gemeinde die Stelle eines Strassenkantoniers für das Ortsinnere, ebenfalls nur für zwei Wochentage.
Beiz als Konzertsaal
Den «Walliser Nachrichten» (Briger Anzeiger) vom 6. Februar 1915 ist zu entnehmen, dass dem Konzert des jungen Männerchors Visp ein guter Erfolg beschieden war. Es habe sich aufs Neue gezeigt, dass der kleine, aber gut geschulte, von Direktor Zahner geleitete Verein sich musikalischen Aufgaben unterziehen könne, die bedeutende Anforderungen stellten.
«Es wäre immerhin zu wünschen, dass der Verein künftig der ‚Lokalfrage‘ grössere Beachtung schenken würde. Wir hätten den Konzertsaal im Schulhaus für geeigneter gehalten als das Restaurant eines Gasthauses, das auf den Wohlklang und den Schmelz der Stimmen drückend einwirkt.»
Visper Fischel halb so schwer wie das von Sitten
Noch 1915 gab es im Oberwallis und in Sitten verschiedene Fischelmasse. Das Fischel war ein Volumen- und Flächenmass. In Visp wog das Fischel weniger als in allen übrigen Gemeinden, es war nur halb so schwer wie in der Hauptstadt. Das gleiche Verhältnis stellte man in Visp bezüglich des Schweizer Fischels fest, auch was die Litermasse anbelangte. In Visp wog das Fischel 13,5 Liter, im Goms 23 Liter und in Sitten 27 Liter.
Unterstalden kirchlich zu Terbinen
Der Weiler Unterstalden wurde kirchlich erst 1916 von Visp losgelöst und der Pfarrei Visperterminen einverleibt.

Die Witwe Josefine Mengis-Andenmatten mit ihren Kindern im Garten ihres Hauses am Hengart-Platz, mit Klaus (Gründer der Druckerei), Raphael, Josefine, Anna (die drei Generationen Visperinnen und Vispern das ABC beibrachte) und Alex (Gemeindepräsident); 1916, am Tag der Primiz von Sohn Raphael, der später Domherr wurde, fand sich viel Volk auf dem Martiniplatz ein.
Fotograf unbekannt, zVg
Frauenverein gegründet
1916 wurde in Visp der katholische Frauenverein St. Vinzentius gegründet, der in der Folge eine grosse Leistung vor allem bei der Unterstützung von ärmeren Familien erbrachte.
Gewerbeschule – wozu?
1916 beschloss der Gemeinderat, auf das Gesuch des Gemeinnützigen Vereins betreffend die Eröffnung einer Gewerbeschule nicht einzutreten, weil ein Teil des in Aussicht genommenen «Schülermaterials» – gemeint waren die Lehrlinge – nicht die Gewähr für den Bestand der Schule biete, auch nicht in Anbetracht der Zeitlage und des bevorstehenden Wechsels in der Gemeindeverwaltung.
Aus für Wirtschaft «zum Blauen Stein»
Am 8. September 1916 beschloss der Gemeinderat, die Wirtschaft «zum Blauen Stein» sogleich schliessen zu lassen, da keine Konzession dafür vorlag.
Vermehrte Lebensmittelkontrollen
Der Gemeinderat beschloss 1916, der Landjägerei infolge vermehrter Arbeit in der Lebensmittelkontrolle das Gehalt von 100 auf 150 Franken heraufzusetzen.
190 000 Franken Burgervermögen
Für die Kriegssteuer von 1916 gab die Burgerschaft Visp ihren damaligen Stand der Finanzen wie folgt ein: Grundgüter Fr. 175 178.-, Kapitalien Fr. 30 245.-, Minus Schulden Fr. 15 164.-, Netto-Vermögen Fr. 190 259.-.
Für die Kaplaneirechnung wurden folgende Zahlen eingereicht: Hausenschaft Fr. 7 998., Grundgüter – Fr. 663.–, Kapitalien Fr. 11 465.– Auswärtige Grundgüter Fr. 2 000.–, Total Vermögen Fr. 22 126.–.
Konzession für «Billard»
Ernest Lagger wurde ab 1916 die Konzession für die Führung des Café Billard am Kaufplatz erteilt.
Für saubere Strassen
Der zuständige Gemeinderat wurde 1916 beauftragt, für die Entfernung des Grases auf den Strassen zu sorgen. Ferner wurde beschlossen, die notwendigen Ablaufgitter in der Bahnhofstrasse einzubauen und den Gravier (Kies) auf dem Trottoir anzubringen.
Auch seien die Ablaufgitter in der Friedhofstrasse anzubringen sowie dort in den Scheunen Dachröhren zu montieren.
Zu wenig Stroh
Der Gemeinderat beschloss 1916 beim Staat zu beantragen, dass die von der Gemeinde an den Kanton zu liefernde Strohmenge reduziert wurde.
Neue Pächter für «Cervin»
Der Gemeinderat übertrug der Familie J. Berthoud-Supersaxo 1916 die Konzession für die Übernahme des Pension-Restaurants «Mont Cervin».
Kantine für Theaterhalle
1916 entsprach der Burgerrat einem Gesuch des Theatervereins um die Erlangung von 10 Kubikmetern Bauholz. Dieses benötigte der Verein zum Anbau einer Kantine an die Theaterhalle in der Stockmatte, um die Wände hinter der Bühne zu verkleiden und den Fussboden der Halle zu erhöhen.
Neu: Oktobermarkt
Am 14. Oktober 1916 wurde beim Gemeinderat ein zusätzlicher Jahrmarkt in Visp um Mitte Oktober beantragt.
Katasterpläne ab 1917
Am 18. Dezember 1916 nahm der Gemeinderat davon Kenntnis, dass die Fertigstellung des Katasters vom Staat im Lauf des Sommers 1917 zu erwarten sei – dies gemäss Herrn Gapany. Die erste Auflage sei für den 20. Januar vorgesehen.
Lieferungspflicht an Pfarrer abgelöst
Am 18. Dezember 1916 beschloss der Gemeinderat, die Einwohner von Visp von der bisherigen Pflicht, dem Pfarrer Milch und Käse zu liefern, eines Tages zu befreien, indem sie den Pfarrer jährlich mit 60 Franken entschädigte.
Lebensmittel zu reduzierten Preisen
Am 19. Januar 1917, also mitten im Ersten Weltkrieg, hatte der Gemeinderat den Auftrag, Lebensmittel zu reduzierten Preisen an das Gemischtwarengeschäft der Familie Bayard zu übergeben.
Neue Molkerei
Am 10. März 1917 nahm der Gemeinderat in zustimmendem Sinn Kenntnis davon, dass C. Friedrich in Visp eine Molkerei eröffnete.
Bepflästerung der Stapfengasse
Im Herbst 1917 gab der Gemeinderat Ingenieur Bellwald den Auftrag, die Stapfengasse vom Kaufplatz bis zur Stapfe mit «Biki» zu pflästern, mit «Abzug» zu versehen und überhaupt richtig instand zu stellen.
Bei der Beratung des Budgets der Gemeinde für 1922 wurde nachträglich ein Posten für die Bepflästerung der Stapfengasse aufgenommen. Der Betrag war bereits im Budget des Jahres davor vorgesehen gewesen, doch wurden die Arbeiten nicht ausgeführt.
Provisorisch?
Am 9. Februar 1917 nahm der Gemeinderat Kenntnis von der neuen Hochspannungsleitung Ackersand Visp. Die Gemeinde habe dagegen nichts einzuwenden, da diese ja nur provisorischen Charakter habe.
Kaminfeger kam aus Martigny
Für die Kaminreinigung des Frühjahrs 1917 wurde der Kaminfeger von Martigny angefordert.
Gemeinde-Telefon ganztags verfügbar
1897 harzte es mit der Zahl der Telefonabonnenten. Vonseiten der PTT war zu vernehmen, dass das Telefon den Weg nach Visp nur dann finden werde, wenn eine bestimmte Zahl Abonnenten garantiert werden könnten. Zwei Jahre später musste der Gemeinderat die betrübliche Feststellung machen, dass die benötigte Zahl einfach nicht aufzubringen war, weshalb er wenigstens ein Gemeinde-Telefon einrichtete.
Beim Telefon der Gemeindekanzlei, dem «Gemeinde-Telefon», wurde ab 1. April 1917 gemäss Beschluss des Gemeinderats der volle Tagesdienst eingeführt. Für die Nachtzeit wurde ein Freiwilligendienst organisiert.
Noch lange war dieses neue Kommunikationsmittel eine kostspielige Angelegenheit geblieben. Zu Kriegsbeginn 1914 hatte der Rat darüber sinniert, wie man die Kosten des Gemeinde-Telefons möglichst tief halten konnte. Wenn man dieses täglich von 18 bis 20 Uhr offenhielt, würde das im Jahr enorme 440 Franken beanspruchen. Zu viel! Aus Kostengründen wurde vorerst auf die lange (!) Öffnungszeit verzichtet. Mit der Zeit nahm aber die Bevölkerung diese Dienstleistung immer öfter in Anspruch, weshalb das Gemeinde-Telefon besser ausgelastet war.
Gemeinderat brauchte mehr Sitzungen
1918 beschloss der Gemeinderat, fortan an jedem 1. und 3. Freitag des Monats um 14 Uhr eine Sitzung abzuhalten. Das reichte offenbar nicht, um die anstehenden Geschäfte gebührend zu verhandeln. 1921 ging der Rat gar zur wöchentlichen Sitzung über, immer am Dienstag um 17 Uhr. Später kam man auf den 14-tägigen Turnus zurück.
Sieben statt sechs Schuljahre
Bis 1918 gingen die Kinder in Visp nur während sechs Jahren zur Schule. Der Gemeinderat erhöhte die Schulzeit um ein Jahr.
Sennerei im Rathaus
Bis 1919 wurde im Erdgeschoss des Rathauses eine Sennerei betrieben.
1,80 Meter Schnee
Am 2. März 1918 gab es in Visp ausserordentlich viel Schnee. Ein Hans Buser hielt das fest: «Um 10.30 Uhr setzte in Visp ein starker Schneefall ein, welcher bis um halb zwei Uhr morgens, also volle 15 Stunden andauerte. Die Schneehöhe betrug 1,80 Meter.»
Noch zwei Einwanderer aus Bognanco
Im Alter von erst 37 Jahren segnete Luigi Casetti am 21. November 1918 das Zeitliche und wurde in Visp beerdigt. Da er 1918 starb, ist nicht ausgeschlossen, dass er ein Opfer der grossen Grippeepidemie wurde. Luigi Casetti, geboren 1881 in Bognanco Dentro, war als junger Bursche über den Simplonpass nach Visp gekommen, wo er am Kaufplatz ein Tuchwarengeschäft eröffnete. Dem tüchtigen Kaufmann war leider keine lange Tätigkeit vergönnt.
1922 starb Lorenz Pianzola, ebenfalls aus Bognanco, wo er 1872 geboren wurde. Zuunterst der oberen Bahnhofstrasse, anschliessend an die Hufschmiede Eberhard, hatte er einen Lebensmittelladen mit einer grösseren Schuhabteilung geführt. Seine Schwester Virginia, die ihm in die Schweiz gefolgt war, starb hier 1904 im Alter von erst 17 Jahren.
Gewaltige Preissprünge bei der Milch
Der Milchpreis, der während des Kriegs tiefgehalten wurde, zum einen durch staatliche Beiträge an die Versorgungskosten und durch Opfer, die den Produzenten auferlegt wurden, machte in der folgenden Zeit gewaltige Sprünge: 1918: 17,2 Rappen pro Liter, 1919: 35 Rappen, 1920: 37,7 Rappen, 1921: 37,2 Rappen und 1922: 25,8 Rappen.
Mehr Stundenlohn für Feuerwehr
Am 19. November 1918 beschloss der Gemeinderat, den Stundenlohn für die Feuerwehrmannschaft auf einen Franken zu erhöhen.
Konzession für Café Roma
Der Gemeinderat erteilte «Fräulein» Marie Albrecht 1919 die Wirtschaftskonzession für das Café Roma.
Der erste Visper Gemeindeschreiber
Der Gemeinderat ernannte 1919 den dannzumal noch in Freiburg wohnenden Oskar Clausen zum ersten Visper Gemeindeschreiber und Kassier. Der junge Lehrer kam 1919 nach Visp, wo er in seiner langjährigen Karriere – bis 1967 – das Gemeindesekretariat aufbaute. In den ersten Jahren seiner Tätigkeit leitete er zusätzlich am Abend die Kurse der Gewerbeschule. Er machte sich auch um das kulturelle Leben in der Gemeinde verdient.
Politiker, Richter, Schreiber und Dirigent
Jules Weissen wurde 1882 in Visp als Sohn des Medard und der Josephine Andenmatten geboren. Vater Medard war Apotheker, baute das Haus an der Überbielstrasse und richtete dort seine Apotheke ein. Die Familie wohnte aber vorderhand im Weissen-Haus neben der Villa von Simon In Albon auf dem Gräfinbiel.
Nach seinem Studium widmete sich Jules Weissen der Juristerei. Er war ab 1904 Gemeinderat und dann 24 Jahre Grossrat sowie 20 Jahre lang Landesschreiber.
Beim Bezirksgericht wurde er Gerichtsschreiber – bis 1946 – und schliesslich bis 1952 Gerichtspräsident. Erst mit 70 heiratete er.
Am Ort selbst dirigierte er in der Freizeit praktisch sämtliche musikalischen Vereine. Wohl dank seiner spartanischen Lebensführung wurde er über 100-jährig.