Kapitel Nr.
Kapitel 18.20

Ein Pflanzgarten zur Baumaufzucht

Noch Ende 19. Jahrhundert waren Private mit gutem Beispiel vorangegangen: 1879 ersuchten Präfekt Adolf Burgener und Förster Peter-Marie Wyer von der Burgerschaft Boden für die Errichtung eines Pflanzgartens zur Baumaufzucht. Die Initianten hatten sich vorgenommen, den Pflanzgarten im «Kropfji» im Thelwald anzulegen. Es wurde ihnen denn auch unentgeltlich Boden im Kropfji zur Verfügung gestellt. Mit der Anlage ging es recht gut voran; der Obstgarten nahm bald Gestalt an. 1902 beschlossen die beiden den Ankauf von 1 000 Obstwildlingen für ihren Pflanzgarten.

Burgerschaft setzte selber Bäume

Die anfänglich private Baumhaltung fand Nachahmer. So fasste die Burgerschaft 1915 einstimmig den Beschluss, die Löser in der Wehreye mit Obstbäumen zu bepflanzen. Die Burgerschaft lieferte auf ihre Kosten die Bäume, die Pfähle, die Bänder und besorgte auch die Bepflanzung. Die Losinhaber hoben die Gruben aus und lieferten den Dünger und spezielles Erdreich.

Während den ersten fünf Jahren besorgte die Burgerschaft die Pflege der Bäume, inbegriffen das Schneiden. Das kantonale Departement des Innern in Sitten stellte kostenlos das technische Personal zur Verfügung. Es wurde entschieden, nach der Pflanzung den Weidgang in der Wehreye einzuschränken. Die Bäume sollten in einem Abstand von 12 bis 15 Metern gepflanzt werden. 

1916 beschloss der Burgerrat, dass das Obst dem Losinhaber gehörte.

Die Visper Baumgärten. 

C. Baumgartner, Juli 1916

Auch Gemeinde erwog Obstanbau

Das zuständige Departement des Visper Gemeinderats wurde am 27. November 1915 damit «beladen», die Frage der Gründung einer Pflanzschule für Obstbäume zu studieren und Bericht zu erstatten.

500 Edelkastanien beim Schlegel

Nachdem 1935 im Thelwald wieder ein Waldbrand gewütet hatte, beschloss das Forstamt, beim Schlegel 500 «Cheschtinu-Beim» (Kastanienbäume) zu pflanzen, dies um den im Vorjahr geschädigten Wald wieder zu verjüngen. Daher musste ein Pflanzgarten angelegt bzw. erneuert werden.

Genossenschaft zur Verwertung

Wer Obst produzierte, sollte auch für dessen rentablen Absatz besorgt sein – etwas, das die Visper bis anhin nicht so gut konnten. So erwarb die Burgerschaft 1916 zwei Anteilscheine zu je 500 Franken der in Brig zu gründenden Obst- und Gemüseverwertungs-Genossenschaft. 

Mit der Zeit trugen die enormen Anstrengungen für die Obstanlage ihre Früchte, was auch in der Öffentlichkeit nicht unbemerkt blieb. So erhielt die Anlage 1918 anlässlich der vom kantonalen Departement des Innern vorgenommenen Prämierung den ersten Preis. 

Die Beaufsichtigung der Baumanlagen wurde 1919 einer Kommission übergeben, welche die zugrunde gegangenen Bäume vorerst gratis, später auf Kosten der begünstigten Losinhaber ersetzte.

Bäume wieder Privatsache

Die Verpflichtungen der Burgerschaft nahmen aber ein Ende. Ab 1922 sollten die Losinhaber für den Unterhalt der Obstbaumanlage in der Wehreye selbst aufkommen. Wenn Bäume vernachlässigt wurden, ersetzte die Verwaltung dieselben auf Rechnung der Inhaber. Die Burgerversammlung von 1923 sorgte indessen für eine Verzögerung; bis zum Inkraftsetzen dieser Massnahme vergingen noch vier weitere Jahre. Die Verwaltung blieb noch weitere zwei, drei Jahre mit dem jährlichen Beschneiden und Bespritzen der Obstbäume beladen.

Weitere Inhalte des Kapitels 18, 1908–1925

Am neuen Industrieort formierten sich politische Parteien

Kapitel Nr.
Kapitel 18
Zeithorizont
1908–1925

Visper im Walliser Staatsrat

Kapitel Nr.
Kapitel 18.08