1911 beschloss die Urversammlung die Installation der Trinkwasserversorgung. 1912 erhielten die ersten Haushalte das Wasser per Leitung ins Haus. Ein wichtiges Datum also für die damalige Burgschaft, deren Bevölkerung bis dahin mit dem Element Wasser auch viele negative Erfahrungen gemacht hatte. Sauberes Trinkwasser konnten die alten Visper auf dem eigenen Territorium offenbar kaum finden und das unentbehrliche, lebensnotwendige Gut war deshalb rar.
Trinkwasser, Viehtränke und Wäsche am Dorfbrunnen
Mensch und Vieh stets mit sauberem Wasser zu versorgen, war begreiflicherweise seit jeher ein wichtiges Anliegen der Verantwortlichen.
Wie die Trinkwasserversorgung in Visp früher funktionierte, ist nirgends klar festgehalten. Vermutlich plätscherten im Dorf mit den dicht nebeneinanderstehenden Wohnhäusern, Städeln, Scheunen und Ställen gut verteilt die erwähnten Brunnen. Die Dorfbewohner mussten ihren täglichen Wasserbedarf an einem dieser Brunnen decken. Auch das Vieh lief täglich dorthin, um den Durst zu löschen. Weil Mensch und Tier davon tranken, wurde sehr darauf geachtet, dass das Wasser in den Brunnen sauber blieb. Zwei oder mehr rechteckige Tröge bildeten jeweils einen Brunnen. Arbeiten, die Schmutz verursachten, mussten am Nebenbrunnen, dem sogenannten Sudeltrog, verrichtet werden.
Von Zeit zu Zeit hielten die Frauen am Dorfbrunnen den Waschtag ab, wobei die Wäsche die Qualität des Wassers für einige Zeit trübte. Besser liess sich diese Angelegenheit am Mühlenwuhr östlich der Vispa erledigen. Asche und Seifenblumen ersetzten oft die teure Seife.
Rohrleitung des Fraubrunnens
Im 15. Jahrhundert wird eine Rohrleitung zu einem Brunnen erwähnt: Die Burger von Visp verlangten von den Söhnen des verstorbenen Johannes Ulrici von Raron zu Visp 50 Schilling Gilt ab den Gütern der Gräfin de Biandrate und die Rückstände seit 25 Jahren. Die Ulrici behaupteten aber, diese Gilt sei ihrem Vater verpfändet worden für seine Auslagen von mehr als 100 Pfund an die «Rohrleitung des Fraubrunnens». Am 29. April 1451 bezahlten sie schliesslich 10 Pfund, womit der Streit beigelegt war.
Abgesehen von kleineren privaten Quellen und einem Ziehbrunnen in der Pflanzetta war Visp von jeher ohne eigenes Trinkwasservorkommen. So gestattete Lorenz Agni den Burgern am 6. November 1519, gegen eine vertraglich festgesetzte Entschädigung am Eingang seines Hauses in den Gebreiten von seiner Quelle einen Brunnen zu fassen und das Wasser in «Düncheln» (Känneln) wegzuführen, wahrscheinlich in den allgemeinen Brunnen. Als Gegenleistung gaben ihm die Burger drei Pfund und bedingungsweise eine Eye beim Baltschiedner Steg.
In Eyholz wurde man fündig
Um den Wasserbedarf zu decken, musste also ausserhalb der Gemeinde danach gesucht werden. Fündig wurde man im benachbarten Eyholz: Aus zwei Quellen nahe dem Wald lenkte man das Wasser mittels einer sorgfältig gebauten Leitung in die Ortschaft. Die Leitung wies ein verhältnismässig geringes Gefälle auf und verlief, in der Regel unter der Bodenoberfläche, in einem gut zwei Kilometer langen Trassee. Das Überflusswasser der Eyholzer Quellen reichte, um die Visper Brunnen zu versorgen.
Visp sollte auch noch nach der Wende zum 20. Jahrhundert von den Trinkwasserquellen der Gemeinde Eyholz versorgt werden. Doch als die Terbiner mit dem Bau ihres Wasserstollens vom Nanztal durch das Gebidem in ihr Wohngebiet begannen, bereitete die Ergiebigkeit der Eyholzer Quellen plötzlich Sorgen; es wurde befürchtet, dass diese Quellen teilweise oder ganz versiegen könnten. Dies traf erst gut hundert Jahre später ein, als man es verschmerzen konnte: Das war, als endlich der Bau des Stollens für die A9 durch den Feetschuggen in Angriff genommen wurde.
Die Beschaffenheit der Zuleitungen
Über die Beschaffenheit der Zuleitungen informiert ein Ratsbeschluss vom 2. September 1675: «Der Brunnenvogt soll lassen Tuff brechen und dann im Frühling die kleinen Tinkel darin einfassen und dann mit Platten belegen.» Die Tinkel (Tenchel, Kännel) waren der Länge nach durchbohrte Baumstämmchen von drei bis vier Meter Länge, die durch metallene Anschlussstücke miteinander verbunden waren.
Um das Trinkwasser in die Brunnen zu bringen, wurden Rohre von ein bis zwei Zoll Durchmesser für die Zuleitung in den Boden gerammt, um dann das Wasser mit Handpumpen nach oben zu befördern.
Noch vor einem halben Jahrhundert wurden in Visp bei Grabarbeiten öfters nicht verzinkte Eisenrohre mit zwei Zoll Durchmesser zu Tage gefördert. Das war nichts Sensationelles, denn Guss- oder Tonrohre, circa 1½ Meter lang, mit einem Durchmesser von 80 bis 100 Millimetern, wurden schon im 18. Jahrhundert hergestellt.
Es wurde oft gerügt, dass das Wasser der Brunnen im Sommer nicht frisch war – dies, weil es einerseits nicht reichlich genug floss und anderseits in den dicht unter der Erde verlegten hölzernen Kanälen einen zu langen Weg zurücklegte, bevor es die Brunnen erreichte.
Das ortsinterne Verteilernetz bestand aus einem Rohrleitungssystem und – wie erwähnt – zunächst einem, dann fünf und schliesslich sechs Brunnen.
Die Prokuratoren (Brunnenvögte) hatten über die Sauberkeit zu wachen und dafür zu sorgen, «dass niemand Kleider, Kutteln, Kraut oder andere nicht genehme Gegenstände hineinwerfe oder darin Kleider wasche».
Quellen der Burgerschaft
Kurz vor dem Einfall der Franzosen 1789 befasste sich der Burgerrat, wohl der Not gehorchend, einmal mehr mit der Frage der Quellen. Ohne Erlaubnis der Konsulen und der Bannwärter hatten nämlich auswärtige Leute im Thelwald auf der Suche nach Quellen verschiedene Gräben aufgeworfen. Da fassten die Burger ein für allemal den Beschluss, dass Quellen, die auf dem Territorium der Burgerschaft entdeckt wurden, ohne Weiteres Eigentum der Burgerschaft waren. Dennoch schlug der Burgerrat 1796 den Vorschlag eines auswärtigen «Wasserschmeckers» aus, im Tirler nach einer Quelle zu graben.
Bis 1832 ein einziger Brunnen in der Burgschaft
Stefan Berchtold und Peter Bumann zitieren in ihrer Biografie über Ignaz Venetz dessen Brief von 1832 an die Burgerschaft. Darin schlug er unter anderem vor das «Mischi» zu entsumpfen und Vispawasser in einem unterirdischen Kanal durch die Burgschaft zu leiten, um es anschliessend mittels Wasserleitungen über den sumpfigen Boden zu verteilen. Ein entsumpftes Gebiet, das man urbar machen wolle, müsse regelmässig bewässert und «kolmatiert» (aufgespült, aufgelandet) werden, damit es nicht austrockne.
Im Zusammenhang mit dem Trinkwasser besonders interessant ist in diesem Brief der Satz: «Im Übrigen kann diesem Kanal in der Burgschaft Wasser entnommen werden, weil der bisher einzige Brunnen Mensch und Tier zugleich dienen müsste.»
Schon 1883 Wasserhahn in der Wohnung
Lange vor der Einführung der allgemeinen Wasserversorgung 1912, als die Haushaltungen mit Trinkwasser versorgt wurden, nämlich schon 1883, setzte die Entwicklung ein, dass Wohnungen über einen Wasseranschluss verfügten. Ein solcher Anschluss in den Haushaltungen wurde nur gestattet, wenn er die öffentlichen Brunnen nicht beeinträchtigte.
Parallel dazu wollten die Behörden aber an verschiedenen Orten weitere öffentliche Brunnen erstellen. 1894 besass Visp fünf öffentliche Brunnen, die auch zur Verschönerung des Ortsbildes beitrugen: südlich der Pfarrkirche, beim Blauen Stein, in der Babengasse, westlich der Stapfengasse und bei der Landbrücke. Man war bereit – sofern das Wasser reichte – beim Bahnhof einen sechsten zu speisen.
Wenig Wasser für die Körperhygiene
Der Wasserverbrauch für die Körperhygiene war damals noch bescheiden. Badewannen dürfte es nur bei den Wohlhabenden gegeben haben. Plumpsklo war die Regel. 1915 zeigte sich der Gemeinderat willens zu verlangen, jede Wohnung solle über ihren eigenen Abort verfügen.
Die Integration einer Nasszelle in den Wohnungen erfolgte schrittweise und nur zögerlich. Zunächst wurden die Grundstücke an das Wassernetz angeschlossen, danach, von den 30er-Jahren an, die Leitungen in die Küchen geführt und die Wasserspülung in den WCs installiert. Allgemeingut wurden private sanitäre Einrichtungen wie Badezimmer und Duschen erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Spülung mit Regenwasser
Im ersten Visper Schulhaus, erbaut 1907, gab es einen Wassertank von circa 5 000 Liter Inhalt, der dazu diente, die Toiletten zu spülen. Er wurde zusätzlich durch Regenwasser gespeist, im Winter durch geschmolzenen Schnee. Der Tank sollte noch 80 Jahre später bestehen.
Waschhaus neu verpachtet
Am 9. Februar 1908 wurde das neue Waschhaus für ein Jahr an Josef Perren verpachtet. Es war erst 1899 errichtet worden, nachdem die Burgerversammlung schon 1875 einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte. 1904 sah das Waschhaus-Reglement die Oberaufsicht durch den Burgerrat vor. Ein Inspektor sollte sich dreimal pro Woche dort sehen lassen. Er wurde persönlich für eventuelle Schäden verantwortlich gemacht, erhielt jedoch die Kompetenz, Rückgriff auf Fehlbare zu nehmen oder Bussen auszusprechen.
Wozu brauchte die Lonza Wasser?
Bei Christian Fux in «Variationen und Etüden» ist nachzulesen, dass die Lonza Wasser vor allem zum Waschen, Spülen, Verdünnen und Kühlen brauchte.
Beschlüsse zu Trinkwasser und Lonza
Noch nach Beginn des 20. Jahrhunderts holten Visper – und vorwiegend wohl Visperinnen – das Wasser für den Haushalt auch an einem der Dorfbrunnen und tränkten dort das noch immer zahlreiche Vieh. Dieser Zustand hätte wohl angehalten, wäre in Visp nicht das Industriezeitalter angebrochen und hätte nicht die Lonza AG mit der chemischen Industrie hier ihren Standort gefunden.
So entsprach die Urversammlung im Frühjahr 1907 nicht nur einstimmig dem Gesuch um Niederlassung der chemischen Fabrik im Talgrund, sondern gab gleichzeitig den Auftrag für die Ausarbeitung eines Projekts durch die Gemeindeverwaltung, um die Burgschaft Visp mit einer öffentlichen Wasserversorgung bis in die Häuser zu versehen – nebst Hydrantenanlage zur Bekämpfung von Feuersbrünsten; damit sollte auch die Arbeit der Ortsfeuerwehr eine wesentliche Verbesserung erfahren. Eine fünfköpfige Kommission übernahm die Vorbereitungsaufgaben.
Tiefbohrungen in Hohbrunnen
Angesichts der Möglichkeit, dass die bis dahin genutzten Quellen nach der Erstellung des Wassertunnels aus dem Nanztal ins Dorf Visperterminen, der 1916 fertiggestellt werden sollte, teilweise eingehen könnten, wurde beschlossen, die Wasserversorgung durch Tiefbohrungen in Hohbrunnen sicherzustellen.
Ingenieur Bosshardt entwarf das Projekt dazu mit dem Kostenvoranschlag von beachtlichen 75 000 Franken und unterbreitete es der Gemeindeverwaltung. Das Ergebnis war ernüchternd: Die Probebohrungen erwiesen sich als zu wenig ergiebig. Die Urversammlung vom 12. August 1907 konnte sich deshalb nicht zur Annahme des Projekts entschliessen.
Quelle im Baltschiedertal liess hoffen
Eine andere Lösung musste her. Die Verwaltung war kurz vorher auf die Quellen im Baltschiedertal aufmerksam gemacht worden. Um sicherzugehen, wurden die dortigen Quellen, die der Gemeinde Eggerberg gehörten, während eines Jahres alle zwei Wochen gemessen. Die Resultate waren erfreulicherweise zufriedenstellend.
Man konnte wieder ans Projektieren gehen: 1908 wurde Ingenieur Rauchenstein mit dem neuen Projekt «Quellenfassung im Baltschiedertal und gesamte Wasserversorgung mit Hydrantenanlage» betraut.
Mit der Gemeinde Eggerberg konnte ein Vertrag abgeschlossen werden: Diese verpflichtete sich, in den sechs Wintermonaten im Minimum 3 000 Kubikmeter Wasser pro Woche aus ihrem Versorgungsnetz abzugeben. Anderseits verpflichtete sich Visp, von Eggerberg so viel Wasser zu übernehmen, wie es die verfügbare Zeitkapazität der bestehenden Leitung Baltschiedertal-Hohbrunnen nach Zubringen des eigenen Wassers aus dem Baltschiedertal zuliess.
Am 28. Mai 1911 wurde man mit den Eggerbergern handelseinig: Die Gemeinde Visp erwarb die Quellen zu einem Pauschalpreis von 2 000 Franken.
Die Fassung im Baltschiedertal, in der Tuntscheta, 1013 Meter über Meer (eine Dreiviertelstunde ab «Eggerbergerstübli»), bestand aus einer grösseren und zwei kleineren Quellen.
Damals baute man die Quellfassungen im Baltschiedertal und die Quellzuleitung, das Leitungsnetz in der Ortschaft und das Reservoir Wasen.
Es wurde auch das Wasserversorgungsgebiet in der Wehreye erweitert. Zudem realisierte man eine 200-Millimeter-Leitung vom Feuerwehrlokal bis zur Laldnerbrücke.
Auch im Riedertal wurden Grundwasserbohrungen durchgeführt, die aber schliesslich im Sand verliefen.
16. Juli 1911 – denkwürdiges Datum für Wasserversorgung
Ingenieur Rauchenstein hatte inzwischen ein neues Projekt zur Wasserversorgung ausgearbeitet. Die Urversammlung vom 16. Juli 1911 wurde zu einem denkwürdigen Ereignis. Die neue Wasserversorgung mit Quellwasser wurde mit einem Kostenvoranschlag von 120 000 Franken beschlossen – für damalige Verhältnisse beachtlich – und bereits einen knappen Monat später der Unternehmung von Ingenieur Junod zur Ausführung übergeben.
Der Feuerschutz bewährte sich sofort
Noch in derselben Woche, als das erste Wasser der Quellen nach Visp geführt werden konnte – es war an einem Mittwoch im Mai 1912 – wurde die Feuerwehr alarmiert. Das Haus von Josef Bodenmüller an der Kantonsstrasse brannte. Die Brandentwicklung war so heftig, dass ohne die Möglichkeit der Nutzung der bereits in Betrieb stehenden Hydrantenanlage der ganze Häuserkomplex mit dem östlich davon stehenden Hotel Soleil ein Raub der Flammen geworden wäre.
Auch ein knappes Jahr später beklagte man einen Brand mitten in der Ortschaft, der verhängnisvoll hätte enden können. An der Überbielstrasse brannten Ställe und Scheunen. Es darf behauptet werden, dass ohne die Hydrantenanlage die untere Burgschaft dem wütenden Feuer zum Opfer gefallen wäre. Die Errichtung der Hydrantenanlage war somit wohl der beste und rationellste Feuerschutz und, wie es hiess, «eine wohlgeprüfte Kapitalanlage».
Hypothek von der Burgerschaft
Die Gemeinde Visp verlor die Aufgabe, der Bevölkerung stets genügend einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, nie aus den Augen.
1911, als die Munizipalgemeinde die Einrichtung der Wasserversorgung beschloss, ging sie die Burgerschaft um eine Hypothek für 130 000 Franken zwecks Erstellung der Wasserversorgung in der Gemeinde an.
Der Burgerrat anerkannte zwar das dringende Bedürfnis einer guten Wasserversorgung, lehnte aber diese Hypothek trotzdem ab. Ein Jahr später, am 8. Oktober 1912, ging die Munizipalität die Burgerschaft erneut um eine Hypothek für das Wasserwerk an. Als Rückversicherung für die Burgerschaft wurde die Bedingung gestellt, dass zuerst die Löser und erst zuletzt die Wälder «hypothekisiert» wurden.
Trinkwasser für Ennet der Brücke
Der Gemeinderat beschloss 1916, die Expropriation für die Wasserzuleitung für das Quartier Ennet der Brücke zu verlangen. Die Hauseigentümer wurden aufgefordert, die Wasserinstallationen zur Abnahme des Wassers bereitstellen zu lassen.
Am 13. September 1920 erklärte sich der Gemeinderat einverstanden, das Gesuch der Eigentümer der Siedlung Ennet Brücke zur Erstellung der Wasserversorgung in diesem Quartier wohlwollend zu prüfen und die nötigen Studien vorzunehmen.
Am 25. September 1923 beschloss der Gemeinderat, die Wasserversorgung im Gebiet Ennet Brücke gemäss dem Projekt von Rauchenstein mit einem Kostenvoranschlag von 4 000 bis 4 500 Franken auszuführen. Diese Arbeit wurde in der Ortschaft ausgeschrieben. Es wurde Akt genommen, dass die Eigentümer sich verpflichtet hatten, das Wasser zu abonnieren.
Grundwasserstand wetterbedingt
Nachdem Visp mehrmals mit einem erhöhten Grundwasserspiegel zu kämpfen hatte, wurden 1913 erste hydraulische Untersuchungen zu dieser Problematik durchgeführt.
Die Analyse zeigte, dass die Grundwasserprobleme vor allem auf die klimatischen und meteorologischen Umstände der jüngsten Zeit zurückzuführen waren.
Zwei Centimes für 600 Minutenliter Wasser
1916 wurde beschlossen, den Preis für die von der Lonza verlangten 600 Minutenliter Wasser auf zwei Centimes pro Kubikmeter festzusetzen.
Wassertaxe für Waschhäuser
Am 4. August 1922 beschloss der Gemeinderat, als Wassertaxe für die drei Waschhäuser Carlo Bodenmüller, Zenklusen und Mangola 30 Franken für das Jahr zu verlangen.
Wasserzähler schon 1923 Thema
Die Urversammlung vom 11. März 1923 beschloss, von der Einsetzung von Wasserzählern abzusehen. Dennoch entschied der Gemeinderat 1924, der Urversammlung den Antrag zu stellen, das abgeänderte Wasserreglement von 1916 mit der Einführung der Wasserzähler zu genehmigen.
1923 beschloss der Gemeinderat die Einführung von Wasserzählern für Hotels, Metzgereien und Waschhäuser.
Wasserabgabe
Der Gemeinderat erklärte sich grundsätzlich einverstanden, der Landwirtschaftlichen Schule Wasser für die Viehtränke in Hohbrunnen zu liefern, unter dem Vorbehalt, dass der Bedarf der Burgschaft gesichert war.
Gemeinde erwarb Wasserkonzession
Am 9. Februar 1917 beschloss der Gemeinderat, mit den Gemeinden Baltschieder und Eggerberg in Unterhandlung zu treten, dies für den Erwerb der Konzession des Baltschiederbachs aufgrund der von Ingenieur Rauchenstein gelieferten Zahlen. Die einmalige Konzession betrug 3 000 Franken, der jährliche Wasserzins 900 Franken. Eventuell konnte eine Offerte für die Sicherung der Quelle im Innern des Baltschiedertals gestellt werden.
Gleichzeitig wurde angesichts der bald notwendigen Wasserzähler ein Staffeltarif eingeführt, mit 8 Rappen pro Kubikmeter bis 500 Kubikmeter.
Am 27. Januar 1925 berichtete die Wasserkommission über die vorgenommene Inspektion im Baltschiedertal und gab an, dass das Trinkwasser im Winter in ungenügender Menge aus dem Baltschiedertal floss. Eine neue Quelle in der Nähe der bisherigen Wasserfassung solle näher untersucht und wenn möglich gefasst werden.
Seit 1933 besteht das Trinkwassersammelbecken Tuntscheta im Baltschiedertal, wo die drei Visper Quellen gefasst und ins Netz eingespiesen werden.
Wasserversorgung künftig ohne Baltschiederbach
Im Verlauf des Frühjahrs 1925 wurden sämtliche Wasser-Lieferverträge erneuert, und zwar mit einer Neuerung: Die Verträge wurden nicht mehr mit den einzelnen Haushaltungen, sondern nur mehr mit den Eigentümern der Hausenschaften und Gärten abgeschlossen. Die Eigentümer hatten fortan für sämtliche Wohnungen den Wasserzins zu entrichten.
Verhandlungen mit der Lonza
Zu diesem Zeitpunkt liefen Verhandlungen mit den Lonzawerken. Es ging darum, der Industrie während der Sommerzeit mehr Wasser abzugeben, um in den Wintermonaten eine Verringerung der Wassermenge zu erzielen. Dieses Vorgehen lag im Interesse der Gemeinde Visp: Einerseits bestand die Aussicht, dass sie während des Sommers einen höheren Ertrag aus den Quellen erzielte, anderseits wie in den Jahren zuvor zur Zeit des Tiefstands der eigenen Quellen die Einleitung aus dem Baltschiederbach vermeiden konnte.
So konnte das einwandfreie Quellwasser der Gemeinde zu den Konsumenten gelangen. Man rechnete damit, dass die notwendigen Erhebungen und Studien im laufenden Jahr zum Abschluss gelangten. Dies sollte der Gemeinde ermöglichen, den aktuellen provisorischen Vertragszustand durch einen neuen Vertrag auf anfangs 1926 abzulösen, um damit in Zukunft eine bedeutende Mehreinnahme aus der Wasserversorgung zu erzielen.
Kein Bachwasser, auch nicht aus Terbinen
Am 30. Oktober 1926 war in der oberen Burgschaft wieder Wassermangel festzustellen. Dennoch verzichtete man aus hygienischen Gründen darauf, Bachwasser in die Trinkwasserleitung zu lenken. Es wurde vorgeschlagen, mit der Gemeinde Visperterminen über eine Nutzung der Bächji-Quellen zu verhandeln. Visperterminen wäre dazu bereit gewesen, verlangte aber einen Preis von 10 000 Franken. Zudem war von diesen Quellen nur ein geringes Quantum Wasser zu erwarten.
So beschränkte man sich darauf zu verlangen, die Lonza solle im Winter ihren Bezug von Trinkwasser einschränken.
Zwar bestand das Ziel, die Bewässerung der Gärten mit Rücksicht auf die Bodenverbesserungen zu fördern, aber woher nehmen? Trinkwasser, Rottenwasser oder Visperi-Wasser?
Mangels Quellen wurde nach Grundwasser gebohrt
1934 zog der Gemeinderat wieder einmal Bilanz: Er stellte fest, dass die Quellen der Gemeinde Visp im Baltschiedertal im Winter um 1 100 bis 1 300 Liter pro Minute lieferten, was für den damaligen Bedarf der Gemeinde entschieden zu wenig war. Bis dahin hatte man sich mit der Zuführung von Bachwasser geholfen. Im Sommer wurde zudem aufgerufen, den Wasserverbrauch einzuschränken.
Da das Bachwasser hygienisch nicht einwandfrei war und weil die Leitungen aufgrund der Sandführung dieses Wassers Schaden erlitten, musste dringend nach einer anderen Lösung gesucht werden. Zu diesem Zweck befasste sich der Gemeinderat mit verschiedenen Möglichkeiten.
Da war einmal der Einbau von Wasserzählern: Man war überzeugt, dass der Wasserverbrauch damit bedeutend reduziert würde. Diese Massnahme hätte einerseits Kosten von 12 000 bis 15 000 Franken verursacht, anderseits wäre sie bei der Bevölkerung nicht durchzusetzen gewesen. Eine weitere Möglichkeit hätte in der Chlorierung des Bachwassers bestanden; damit wäre das Wasser im Winter wohl keimfrei geworden, im Sommer jedoch nicht, weshalb davon abgesehen wurde.
Die Frage neuer Quellen war verschiedentlich geprüft worden. Auf den Erwerb von Quellen im Gredetschtal auf Territorium der Gemeinde Mund musste wegen der hohen Kosten der Zuleitung verzichtet werden; die erwähnten Bächji-Quellen fielen ebenfalls ausser Betracht.
Fachleute betrachteten die Beschaffung von Grundwasser als die richtige Lösung. Dieses Wasser sollte in seiner Zusammensetzung gegenüber dem Quellwasser sogar Vorteile aufweisen. Grundwasser wurde zu dieser Zeit fast ausnahmslos in den grösseren Städten der Schweiz für die Trinkwasserversorgung genutzt.
Da für diese Lösung bereits ein Projekt vorlag, dessen Ausführung ungefähr 30 000 Franken gekostet hätte, gab der Rat dieser Variante den Vorzug und beschloss, die Studien in diese Richtung fortzusetzen. Er entschied, Ingenieur Gubelmann, Leiter der städtischen Werke Bern, kommen zu lassen, um all die Fragen um die Visper Wasserversorgung abzuklären.
An der Urversammlung von 1934 verpflichtete sich die Lonza, der Gemeinde das nötige Wasser aus der Pumpanlage zu liefern, und zwar einwandfreies Trinkwasser.
Im Widerspruch zu dieser Abmachung steht 14 Jahre später das Schreiben der Lonza vom 24. November 1948, in dem diese Klage wegen verunreinigtem Wasser in den Lonza-Häusern im Dorf erhob. Das heisst, dieses Grundwasser wurde schliesslich als nicht hygienisch beurteilt.
Bei Nichtbezahlung kein Wasser mehr
1936 stellte der Gemeinderat fest, dass in gewissen Fällen beim Einzug von Wasserzins, Steuern usw. regelmässig Verlustscheine ausgestellt wurden. Er beschloss daher, prinzipiell in jedem Fall, in dem für Wasserzins ein Verlustschein ausgestellt wurde, einfach das Wasser abzustellen, und den Handeltreibenden, welche ihre Steuern nicht bezahlten, jegliche Benützung von Gemeindeboden und das Aufstellen von Marktständen zu untersagen.
Gesteigerter Wasserverbrauch
Infolge starken Wasserverbrauchs bei grosser Kälte im Winter 1940 geriet die Visper Wasserversorgung in «Lieferschwierigkeiten».
Trinkwasserversorgung im Oberwallis mangelhaft
Die Trinkwasserversorgung liess in vielen Oberwalliser Gemeinden noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg sehr zu wünschen übrig. Zahlreiche Wasserfassungen waren für den Verbrauch ungeeignet, weil der Unterhalt mangelhaft war. In den Zuleitungen wurden oft Infiltrationen festgestellt, die auf Schadhaftigkeit des Kanalisationsnetzes zurückzuführen waren, wie die kantonale Dienststelle 1945 feststellte. Einige Gemeinden benützten für ihre persönlichen Bedürfnisse das Wasser der Wildbäche, das jederzeit Gefahr lief, verschmutzt zu werden. Um 1950 verfügten noch etliche Oberwalliser Gemeinden nicht über eine einwandfreie Wasserversorgung.
Grundwasser in Hohbrunnen
Der empfindliche Wassermangel im Sommer 1947 liess den Gemeinderat nochmals überprüfen, ob im Gebiet Hohbrunnen Grundwasser entnommen werden könnte, das den Anforderungen an gutes Trinkwasser entsprach. Dieses Wasser wollte man zum künftigen neuen Reservoir leiten.
Im November 1947 stellte der Gemeinderat eine starke Zunahme des Wasserbezugs aus der Grundwasserversorgung fest. Verursacht wurde diese durch den vermehrten Wasserbezug aufgrund der Zunahme der Bevölkerung und den Tiefstand der Quellen im Baltschiedertal. Es wurde beschlossen, der nächsten Urversammlung ein Projekt zur Wasserbeschaffung im Gebiet Schulhausplatz-Hohbrunnen zu unterbreiten.
Ungewöhnlich hoher Wasserverbrauch
1948, als Visp einen enorm hohen Wasserverbrauch aufwies, stellte der Gemeinderat fest, dass die 1912 erstellte örtliche Wasserversorgung mangelhaft war und dringend eines Ausbaus und der Verbesserung bedurfte. Die im Sommer oft mangelhafte Wasserzufuhr aus den Quellen sei beim höher gelegenen Spital am empfindlichsten spürbar gewesen. Vorläufig solle die Bevölkerung zum Wassersparen veranlasst werden, ansonsten müssten grössere Verbraucher unter Zähler gestellt werden.
Studien für die Verbesserung der Wasserversorgung seien im Gang, hiess es. Fachleute hätten der Gemeinde eine Versuchsbohrung bei Hohbrunnen vorgeschlagen, deren Kosten sich auf 6 000 Franken belaufen würden. Anderseits sei die Verwaltung gewarnt worden, dass frühere Versuche an dieser Stelle die Tuff-Haltigkeit des Wassers ergeben hätten.
Der Rat werde übrigens die Frage prüfen, ob nicht die Wasserversorgung des Spitals an die Lonza angeschlossen werden könnte.
Reservoir und Grundwasserfassung
Um das westlich der Vispa gelegene Siedlungsgebiet sicher mit Wasser speisen zu können, baute die Gemeinde 1949 das Reservoir im Wasen in den Schlüsselachern und die Lonza erstellte die Grundwasserfassung Allmei samt Pumpwerk. Das Pumpwerk Allmei, das später an die Gemeinde abgetreten wurde, ist heute stillgelegt.
Zur Herstellung des Druckausgleichs mit dem Reservoir im Wasen musste 1951 in den Schlüsselachern ein zweites, auf gleicher Höhe liegendes Reservoir erstellt werden. Leitungen mussten geändert und erweitert werden, ebenso war die Zahl der Hydrantenanschlüsse zu erhöhen. Dies bedeutete beachtliche Investitionen. Der neue Wasserzähler für das Quellwasser beanspruchte 7 000 Franken.
Als das Wasser für die Gemeinde noch ein Geschäft war
In den Jahren 1942 bis 1951 nahm die Gemeinde Visp aus der Wasserabgabe an Private und Industrie jährlich rund 27 000 Franken ein, in diesen zehn Jahren insgesamt 272 000 Franken. Demgegenüber standen Auslagen für die Wasserversorgung von total 148 000 Franken. Die Wasserversorgung war also ein nicht unerhebliches Geschäft für die Gemeinde, die damit jährlich rund 12 000 Franken auf der Habenseite ihrer Bilanz verbuchen konnte.
Trotz der enormen Entwicklung in 30 Jahren wurden bis 1954 immer noch die anno 1924 festgelegten Tarife angewandt, was bei den positiven finanziellen Ergebnissen für den Gemeindehaushalt auch durchaus verträglich war.
1955 beschloss der Gemeinderat eine leichte Erhöhung des Wassertarifs von 1924, was sich aber auf die Rechnung der folgenden Jahre nicht stark auswirkte.
Bauwesen erforderte zusätzliches Wasser
Die Hochkonjunktur brachte Mitte der 50er-Jahre auch für Visp eine weitere grosse Entwicklung im Bauwesen, sodass die Wasserversorgung automatisch immer mehr beansprucht, ja überbeansprucht wurde. Auch in normalen Zeiten musste man bei der Bevölkerung – Industrie nicht eingerechnet – einen völlig unsinnigen Verbrauch feststellen.
Die in Visp verbrauchte Menge hätte in anderen Gemeinden in ähnlichen Verhältnissen für ein Doppeltes oder gar Dreifaches gereicht. Und die Lage wurde immer schlimmer.
Pro Kopf betrug der Verbrauch nämlich täglich über 900 Liter – unglaublich! Zu dieser Zeit verbrauchte man in der Stadt Basel 260 Liter pro Tag und Person, in Deutschland 120 Liter. Niemand konnte erklären, wohin dieses viele Wasser in Visp floss, denn mehrfache und eingehende Kontrollen der Leitungen durch Spezialisten konnten kein Leck ausmachen.
Während der Nacht «ertränkte» man die Gärten
Als wichtiger Grund liess sich insbesondere das immer mehr aufkommende und geradezu masslos übertriebene Spritzen der Gärten im Sommer ausmachen. Man versuchte diesem Unfug etwas Einhalt zu gebieten, indem man das Spritzen zeitlich beschränkte. Schlaumeier «ertränkten» ihre Gärten während der ganzen Nacht mit einem gut versteckten und mit Volldruck gespeisten Schlauch.
Aber auch im Winter bereitete die Wasserversorgung den Behörden Sorgen. Die ausserordentliche Kälte bewirkte nun einen Tiefstand in den Reservoirs. Aus Angst vor einfrierenden Leitungen stellte die Bevölkerung die Wasserhähne im Hochwinter auf «volle Fahrt»!
Trotz all den notwendigen Aufwendungen war dem dauernd steigenden Wasserbedarf noch nicht Genüge getan. So blieb also nichts anderes übrig, als nach zusätzlichem Wasser Ausschau zu halten, und zwar sofort. Aus dem Baltschiedertal war nichts mehr zu erwarten, da die dortige Alpgeteilschaft für eine Abtretung von weiteren Quellen nicht mehr zu haben war. Da bekanntlich keine weiteren Quellen aufzutreiben waren, blieb zur Beschaffung von Wasser nur das Grundwasser übrig.
Grundwasserbohrung mangels Quellen
Fachmännische Nachforschungen ergaben, dass Hohbrunnen gegenüber dem Gut der Landwirtschaftlichen Schule, an der Stelle, wo der Mühlenwuhr aus der Vispa floss, die günstigste Stelle für eine Grundwasserbohrung war, was sich bei den Sondierbohrungen denn auch vollauf bestätigte.
Zur Deckung des steigenden Wasserbedarfs wurde dort 1958 eine Grundwasserfassung samt Pumpwerk erstellt. Die neue Anlage lieferte bald rund 2 400 Minutenliter ins alte Reservoir von Wasen, über eine direkte Pumpleitung, die ebenfalls neu gebaut worden war. Es bestand die Möglichkeit, durch weiteren Ausbau noch bedeutend mehr Wasser zu fördern. Die neue Anlage kostete die Gemeinde rund 150 000 Franken.
In Bezug auf den Wasserbedarf sollte man nun also bald für einige Zeit Ruhe haben. Wie stand es mit den Einnahmen? 35 000 bis 40 000 Franken pro Jahr hatten diese in den Jahren zuvor betragen. Bestimmt etwas mehr als früher; dafür hatten sich aber die Ausgaben ungleich stärker erhöht.
Pumpwerk «Katzenhaus»
Auf Geheiss des bewährten Fachmanns und Wasserschmeckers Kopp aus Ebikon wurde 1958 auch beim alten «Chatzuhüs» (Katzenhaus) westlich der Vispa eine Reserve-Pumpanlage erbaut.
Dabei gelang es der Gemeinde, hier nicht nur den Boden für die neue Pumpanlage zu erwerben, sondern sie konnte im gleichen Zug auch die gesamte Umgebung dieses künftigen Werks erwerben: Mit dem Chatzuhüs (1531 erbaut) wurden 10 726 Quadratmeter Wiese und kultiviertes Land, 1 375 Quadratmeter Reben und 74 554 Quadratmeter unkultivierter Boden – Wildnis, Wald, Hang – zum Totalpreis von 54 278 Franken und 70 Rappen erworben. Es war beabsichtigt, im Gebiet neben der Pumpstation den Campingplatz neu anzulegen.
Einbau der Zähler nötig
In Bezug auf den Wasserbedarf sollte man nun für einige Zeit Ruhe haben. Jetzt mussten die Einnahmen angepasst werden. Dabei wurde vom künftigen Vorhandensein von Wasserzählern ausgegangen. Für die ersten 1 000 Kubikmeter wurden 12 Rappen in Rechnung gestellt, von 1 000 bis 2 000 Kubikmeter 10 Rappen. Vergleiche mit anderen Gemeinden zeigten, dass auch das noch ein ausserordentlich günstiger Tarif war. Immerhin hätte dies für die Gemeinde statt der bisherigen 35 000 bis 40 000 Franken pro Jahr eine Einnahme von jährlich 60 000 Franken ergeben. Dafür hatten sich aber die Ausgaben ungleich stärker erhöht.
Der neue Wasserzähler für das Quellwasser beanspruchte 7 000 Franken. Man war sich bewusst, dass der Einbau der Zähler sehr wahrscheinlich einen Rückgang des Verbrauchs zur Folge haben würde, doch wäre dies das kleinere Übel gewesen. Diese Massnahme, die schon viel kleinere Gemeinden ergriffen hatten, dränge sich aber auf, hiess es. Indessen sollte aber beim Verbrauch unbedingt etwas Vernunft angenommen werden, um die Versorgung der oberen Zone – oberhalb der Rathausstrasse – nicht zu gefährden. In absehbarer Zeit würden die Wasserzähler ja doch kommen und die Visper täten gut daran, sich im Wasserverbrauch sofort etwas einzuschränken, damit ihnen dann die Umstellung umso leichter fiele.
Wasserzähler bei Neubauten obligatorisch
Gemäss Beschluss vom 1. März 1955 war der Gemeinderat befugt, bei Neubauten probeweise den Einbau von Wasserzählern zu verlangen. Diese Befugnis wurde denn auch konsequent angewandt, damit sich die Zahl der Bauten mit eingebautem Zähler rasch erhöhte.
Es wurde auch angeregt, dass Bürger, welche sich Vergehen gegen die gemeinderätlichen Verordnungen in Bezug auf den beschränkten Wasserverbrauch zuschulden kommen liessen, nicht mit einer Busse bestraft werden sollten, sondern mit der Verpflichtung, einen Wasserzähler einzubauen.
Starke Auswirkung von Zählern auf die Gemeinderechnung
Was hätte nun die Gemeinde bei diesem Verbrauch einkassiert, wenn überall Zähler eingebaut gewesen wären? Für eine Vierzimmerwohnung bezahlte man gemäss Tarif im Jahr 39 Franken Wasserzins. Machte man die gleiche Rechnung mit Wasserzählern, und zwar in der Annahme, dass die Wohnung von durchschnittlich fünf Personen bewohnt wurde, hätte dies bei Anwendung des Tarifs von 8 Rappen für die 2 000 Kubikmeter – sehr knapp gerechnet – 115 Franken ergeben.
Den Einbau der Zähler radikal durchzuführen, wäre aber kaum möglich gewesen, denn er war mit grossen technischen Schwierigkeiten und mit hohen Kosten verbunden. Diese hätte sich die Gemeinde in Anbetracht der Kosten der erwähnten Pumpanlagen unmöglich leisten können.
Siehe auch Kapitel 21.06 «Der sukzessive Ausbau der Visper Wasserversorgung».
Nicht gerade appetitlich
Friedrich Gottlieb Stebler schrieb 1913 über die Sonnigen Halden: «Misslich steht’s an den meisten Orten mit der Wasserversorgung. Ausserberg zum Beispiel besitzt gar keine Quellen und gar keinen Brunnen. Das Trinkwasser wird einfach dem Wasserkanal entnommen, der das Wasser aus dem Baltschiedertal herleitet. Da die Leitung durch das Dorf fliesst, ist es begreiflich, dass das Wasser oft nicht gerade appetitlich ist. Über Tag wird gewaschen und geputzt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Wasser zum Genuss nicht geeignet. Von abends bis morgens darf dann aber nicht gewaschen werden. Dann erst kann man das Wasser für den Konsum fassen. Andernorts holt man das unentbehrliche Nass am Brunnen, doch die Zuleitungen sind nicht immer über alle Zweifel erhaben.» Es darf vermutet werden, dass das Wasser abgekocht wurde.
Wie soll das Wasser beschaffen sein?
Trinkwasser muss den im schweizerischen Lebensmittelgesetz enthaltenen chemischen und bakteriologischen Anforderungen entsprechen. Für neue oder Erweiterungsprojekte sind jahrelange Untersuchungen durch das Kantonslaboratorium unerlässlich. Um die Beschaffenheit zu ermitteln, ist der Beizug von Geologen und speziell ausgebildeten Wasserfachleuten notwendig. Das Trinkwasser muss vollkommen klar, farblos, geruchlos und erfrischend sein. Wasser wirkt erfrischend, wenn es einen gewissen Bestandteil an Kalk, freier Kohlensäure und Sauerstoff enthält und wenn seine Temperatur circa 8 bis 12 Grad Celsius beträgt. Wasser unter 5 französischen Härtegraden wirkt aggressiv, Wasser unter 5 Grad Celsius ist schädlich für die Gesundheit; über 15 Grad Celsius ist es fad und erfrischt nicht mehr.