Am 11. November 1918 war der erste Weltkrieg zu Ende. Doch die Jahre danach waren von einer Wirtschaftskrise geprägt. 1919 war der Lebenskostenindex in der Schweiz drastisch gestiegen Der Zusammenbruch der hohen Kriegspreise führte 1921 zu einem Lohnabbau. Der Geldumlauf wurde immer geringer, der Handel stockte. Die Furcht vor weiteren Preisstürzen im Inland und der starke Rückgang des Exports verursachten eine zunehmende Arbeitslosigkeit, sodass 1922 in der Schweiz circa 68 000 Arbeiterinnen und Arbeiter ohne Beschäftigung waren.
1924/25 stiegen die Preise wieder. Der Lebensstandard der Werktätigen wurde infolge des zunehmenden Beschäftigungsgrads und der steigenden Löhne gehoben, der Umlauf des Geldes wurde wieder reger, die Arbeitslosenziffer sank auf 8 000. All diese Erscheinungen berechtigten damals zur Annahme, dass die Welt die bösen Nachkriegsjahre überwunden hatte. Doch die Gesundung war nur eine scheinbare.
Erstmals ein Schulhausabwart
Als Schulhausabwart mit Antritt auf spätestens 1. Januar 1919 wurde Johann Sarbach gewählt, zwölf Jahre nach Eröffnung des Schulhauses westlich der unteren Kirche.
Erstes Kantonales Turnfest
An der Sitzung vom 2. Januar 1919 behandelte der Gemeinderat ein Gesuch des eidgenössischen Turnvereins Visp, der erst zwei Jahre zuvor gegründet worden war. Die Turner wollten noch Anfang Sommer des gleichen Jahres das kantonale Turnfest durchführen. Der Rat antwortete, man solle damit wenigstens bis zum Jahr 1920 zuwarten.
Bürgerwehr in Visp?
Der Gemeinderat beschloss im Herbst 1919, eine Publikation zur Bildung einer Bürgerwehr zu erlassen, mit der Einladung an die Bürger, sich einschreiben zu lassen.
Was für Aufgaben diese Bürgerwehr gehabt hätte ist nicht bekannt. Man hat von ihr auch nichts mehr gehört.
«Das alte Visp» im Geschichtsforschenden Verein
An der ordentlichen Generalversammlung des Geschichtsforschenden Vereins Oberwallis vom 23. Oktober 1919 hielt Staatsarchivar Leo Meyer ein Referat zum Thema «Das alte Visp».
Visp wollte keine eigene Beleuchtung
1919 beschloss der Gemeinderat, auf den Antrag des Rückkaufs der Lichtanlage für Visp nicht einzutreten.
Ein Ster für 22 Franken
Für das in der Wehreye aufbereitete Brennholz setzte der Burgerrat 1919 einen Verkaufspreis von 22 Franken pro Ster fest.
Gründen wollte weg
1920 nahm der Visper Gemeinderat Kenntnis vom Trennungsbegehren der Gemeinde Gründen und beschloss Ende Juli 1920, dazu nicht Stellung zu nehmen.
Gründen bildete gleichsam eine Enklave von Ausserberg und hatte, wie sich das Volk so ausdrückte, «weder Kopf noch Schwanz»; das heisst, es reichte nicht bis ins Tal hinab und nicht bis auf die Berge hinauf. Politisch gehörte die Gemeinde Gründen zum Bezirk Visp und kirchlich zur Pfarrei Visp, wobei die wenigen Kinder nach Ausserberg zur Schule gingen.
Diese Mini-Gemeinde auf halbem Weg zwischen Baltschieder und Ausserberg wollte mit Ausserberg fusioniert werden und damit auch kirchlich an die Südrampe «zügeln». Gründen bestand aus den vier Weilern Bord, Egga, Wasserleita und Zermihli mit insgesamt neun Wohnhäusern und zählte um 1910 32 Einwohner und sechs Haushaltungen. Die Bevölkerung umfasste nur sechs Aktivbürger, von denen vier in der Gemeinde heimatberechtigt waren. Die übrigen waren Ausserberger und wohnten nur vorübergehend in Gründen, sodass die Gemeinde Mühe hatte, die Mitglieder des Gemeinderats zusammenzubringen. Es war deshalb schon wiederholt angeregt worden, sich mit Baltschieder zu verschmelzen. Dagegen sträubten sich die Gründener, weil Baltschieder wegen der hohen Kosten der Wasserkorrektionen sehr hohe Steuern verlangen musste. Die Gemeinde suchte sich deshalb durch Zuzug vom benachbarten Ausserberg zu halten.
Erst im Oktober 1923 war die Fusion von Gründen mit Gemeinde und Pfarrei Ausserberg perfekt.
Wurden sie entfernt?
Nachdem 1920 verschiedene Bauten ohne Baubewilligung errichtet worden waren, beschloss der Gemeinderat, dieselben wieder entfernen zu lassen. Wildes Bauen sollte, falls nötig, mit radikalen Mitteln bekämpft werden.
Räumung für den Schulhausplatz
Wer noch 1920 längs der alten Vispa-Wehre Holzschuppen, Schweinestallungen, Mühlen usw. auf Duldung hin auf Boden der Gemeinde hatte, wurde vom Gemeinderat aufgefordert, diese Bauten und Einrichtungen im folgenden Herbst zu entfernen. Dort sollte nämlich der neue Schulhausplatz angelegt werden.
Aufforderung zur Sanierung
Um den Vorschriften des Baureglements nachzuleben, beschloss der Gemeinderat 1920, die Gebäudeeigentümer aufzufordern, die Gebäudefassaden, Dachtraufen usw. ausbessern zu lassen.
Die problematische Laldner-Holzbrücke
Im Herbst 1920 bestand zwischen Visp und Lalden eine ungedeckte Holzbrücke. Diese befand sich jedoch in einem derart schlechten Zustand, dass die Laldner im Grunde wohl gern gesehen hätten, wenn das Hochwasser sie mitgerissen hätte. Das geschah denn auch, jedoch mit der Brigerbadner Brücke. Der Visper Arzt Dr. Paul Burgener, der sich um die Kranken in Lalden zu kümmern hatte, soll damals bemerkt haben: «Wenn nicht bald eine bessere Brücke erstellt wird, komme ich nicht mehr zu den Laldner Bettlägerigen.»
Erst 1924 riss man die Holzbrücke ab und ersetzte sie durch eine solide Eisenkonstruktion. Diese sollte während gut einem halben Jahrhundert den Dienst leisten.
Lebensmittel für Hochwassergeschädigte
Wegen der Hochwasserschäden vom Oktober 1920 drängte sich in Visp eine Lebensmittelsammlung auf.
Die Folgen des 1920er-Hochwassers
Da die Reparaturarbeiten an den Stössen der Vispa nach dem Hochwasser von 1920 nicht bedeutend waren, erhielt die Kommission für öffentliche Arbeiten vom Gemeinderat den Auftrag, diese direkt an einen fachkundigen Unternehmer zu vergeben, sofern die Kosten den Betrag von 500 Franken nicht überschritten.
Nun bestimmte der Bischof den Visper Pfarrer
Erst 1920 verzichtete das Domkapitel auf das Patronatsrecht für die Pfarrei Visp, das heisst das Recht, den Visper Pfarrer zu bestimmen. Die Kompetenz ging an den Bischof über. Für diesen kircheninternen Tausch hatte die Pfarrei erst noch den Betrag von 85 Franken zu entrichten.
Die Visper hatten wiederholt versucht, dieses Wahlrecht des Domkapitels zu beseitigen. Zusammen mit allen anderen Pfarreien des Oberwallis, die ebenfalls diesem Patronat des Domstifts unterstanden, führte Visp um die Mitte des 18. Jahrhunderts einen langjährigen Prozess wegen dieser Sache. Der päpstliche Nuntius entschied diesen schliesslich zugunsten des Domkapitels, das heisst für die Beibehaltung des bisherigen Verfahrens, was auch nicht anders zu erwarten war.
Hotel-Paläste in modernem Prunk
Der bekannte Volkskundler Dr. Friedrich Gottlieb Stebler, der kurz nach der vorderen Jahrhundertwende während fast 20 Jahren im Wallis lebte und Land und Leute gut beobachtete und beschrieb, kam immer wieder in Visp vorbei. 1920 hielt er fest: «In Visp reger Fremdenverkehr mit grossen Hotel-Palästen in modernem Prunk.» Ja, das war vor 100 Jahren!
Der Hennenmarkt
Noch 1920 wurde in Visp am St. Lorenztag (10. August) der Hennenmarkt abgehalten. Die Hausfrauen – auch aus der Umgebung – tauschten bei den vorwiegend italienischen Händlern ihre alten Hennen gegen junge um oder kauften Ersatz für die abgegangenen Hühner.
Traktor zu vermieten
Gemeinderat Louis Providoli sollte einen Vertrag zur Vermietung des Traktors ab 1920 zu möglichst günstigen Bedingungen ausarbeiten.
Am Sonntag keine Postzustellung mehr
1920 legte der Gemeinderat im Sinn der Bevölkerung und der Geschäfte Protest ein, weil das Austragen der Post auf zweimal pro Tag reduziert werden sollte.
Hingegen erklärte sich der Gemeinderat damit einverstanden, dass der Post-Zustelldienst an Sonntagen eingestellt wurde. Dies erfolgte unter der Bedingung, dass – wie von der Postverwaltung vorgesehen – am Samstag nach den Abendzügen eine letzte Zustellung stattfand und die Schalter am Sonntagvormittag zwischen 11 und 12 Uhr offenstanden.
Steuern belasteten Burger
Für 1920 bezahlte die Burgerschaft Visp 1 844.45 Franken Gemeindesteuern.
Zementboden für Arrestlokale
Die Arbeit für die Erstellung eines Zementbodens in den Arrestlokalen wurde anfangs der 20er-Jahre der Firma Knecht & Zeiter zum Preis von 169 Franken vergeben.
Weder Axt, Beil noch Säge
Die Urversammlung 1921 erlaubte als Instrument für das Sammeln von Leseholz in den Burger-Waldungen höchstens eine «Fältscha».
Holzarbeiten für Arbeitslose
Da die 20er-Jahre böse Krisenjahre waren und Arbeitslosigkeit herrschte, sah sich die Burgerschaft veranlasst, den einheimischen Arbeitslosen gewisse Einstiegsmöglichkeiten zu bieten. So leisteten die Munizipalgemeinde und die Burgerschaft einen Beitrag von 50 Rappen pro Ster ausgebeuteten Holzes an die einheimischen Unternehmer – dies unter der Voraussetzung, dass die Arbeit an Arbeiter aus Visp vergeben wurde.
Sonntagnachmittag geschlossen
Dem Begehren der Ladeninhaber entsprechend entschied der Gemeinderat 1921, dass die Läden fortan am Sonntagnachmittag geschlossen bleiben sollen.
Bis 1921 war der Samstag fleischlos
Wie gross die Macht der Kirche im Wallis noch anfangs des 20. Jahrhunderts war, zeigt das Gebot des fleischlosen Samstags. An der Grossratssession vom Frühling 1870 hatte sich der Radikale Jean-Baptiste Calpini erstaunt gezeigt ob der Langsamkeit der Geistlichkeit, unter anderem den «samedi gras» zu ermöglichen. Auch die Regierung war offensichtlich nicht in der Lage, den Bischof dazu zu bewegen.
1920 trug der Papst den schwierigen Lebensbedingungen der Menschen (Wirtschaftsflaute, grosse Arbeitslosigkeit) endlich Rechnung und gestand allen Katholiken zu, sich von Fasten und Enthaltsamkeit zu entbinden. Ausnahmen waren der Freitag und die Vigilen der grossen Feste Weihnachten, Pfingsten, Maria Himmelfahrt und Allerheiligen. 1921 wurde dies auch von den weltlichen Instanzen übernommen.
Adolf Imboden wurde Präfekt
Der aus St. Niklaus stammende Advokat und Notar Adolf Imboden wurde 1903 vom Staatsrat zum Regierungsstatthalter – im Volksmund Präfekt – des Bezirks Visp ernannt. Er sollte dieses Amt bis 1921 innehaben. Dann wurde er Kantonsrichter.
Arbeitslosigkeit nach dem Krieg
1921 zählte man in Visp 25 Arbeitslose.
Explosion
1921 gab es beim Haus Lorenz Della Bianca infolge Benzingasentwicklung im Keller eine heftige Explosion.
Nur Leseholz gestattet
Die Urversammlung von 1921 wollte das Beholzen der Burgerwaldungen nicht verbieten lassen. Hingegen wurde beschlossen, dass es beim Sammeln von Leseholz künftig strengstens verboten sei, sich mit irgendwelchen Instrumenten wie Äxten, Beilen, Sägen usw. zu behelfen.
Burgerschaften entlasten!
In einer längeren Rede trat Nationalrat Metry am 21. Mai 1921 für die Entlastung der Burgerschaften im Zusammenhang mit dem Armengesetz ein. Er bezog sich auf Artikel 33 des Entwurfs, wonach Burgergemeinden 50 Prozent an den Armenfonds zahlen sollten.
Kaplaneihaus musste bleiben
1922 beantragten Burgerschaft und Pfarreigemeinden dem Bistum, das Kaplaneihaus samt Umschwung zu verkaufen und den Kaplan im zweiten Stock des Pfarrhauses einzuquartieren. Der Bischof lehnte jedoch den Verkauf ab.
Burgerkirche – eine kostspielige Angelegenheit
Erneut hohe Auslagen brachte das Jahr 1922: Die Neuerstellung des Dachstuhls der Burgerkirche, die Bedachung aus Kupferblech, die Renovation im Innern der Kirche sowie die Reparatur der Orgel erforderten einen Aufwand von über 45 000 Franken. Diese wurden durch ein Legat der Familie Bilgischer in der Höhe von 10 000 Franken, durch freiwillige Gaben, durch einen bescheidenen Beitrag des Kantons an die Ausbesserung der künstlerisch bedeutsamen Innenteile und durch die Opferwilligkeit der Burgerschaft gedeckt. 1919, kurz nach Kriegsende, hatte die Burgerversammlung die Renovation der Burgerkirche beschlossen und dafür einen Kredit von 50 000 Franken gesprochen.
Burgerschaft organisierte Lotterie
Der Gemeinderat entsprach am 5. Januar 1922 dem Gesuch der Burgerschaft Visp, eine Lotterie durchzuführen.
Kartoffeln für Hochwassergeschädigte
Nach dem Hochwasser von 1922 beschloss der Gemeinderat gratis Kartoffeln an bedürftige Hochwassergeschädigte zu verteilen.
Zwei Mehrfamilienhäuser für 1⁄2 Million Franken
Bezüglich der Wohnungsfrage beschloss der Gemeinderat 1923 den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern. Bei einer Totalsumme von 500 000 Franken Baukosten sollten beim Kanton sofort die nötigen Eingaben zwecks Erlangung der Kantons- und Bundessubventionen gemacht werden. Gemeinderat Lot Wyer wurde beladen, die nötigen Pläne und Eingaben in nützlicher Frist vorzubereiten.
Fehlende Dachtraufen
1923 wurde an der Urversammlung der Wunsch geäussert, im Innern der Ortschaft solle der Reinlichkeit vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden. Namentlich sollten die Nebengässchen beschottert und an den Häusern die fehlenden Dachtraufen angebracht werden.
Defizitgarantie für Turnfest
Im Hinblick auf das Kantonale Turnfest, das anfangs Sommer 1923 in Visp stattfinden sollte, bewilligte die Gemeinde dem organisierenden Turnverein Visp ETV eine Extra-Beisteuer von 500 Franken. Der Gemeinderat erklärte sich bereit, im Fall eines Defizits einen Teil desselben zu übernehmen.
Schliesslich fand das Fest als erster grösserer Sportanlass 1923 in Visp statt. Der eigens dafür erstellte farbenprächtige Willkommensbogen am Eingang zur oberen Bahnhofstrasse diente ein Jahr später auch dem kantonalen Musikfest als Schmuck.
Kühlen und Staub verhindern
Um die Staubentwicklung auf den zumeist nicht geteerten Strassen und Gassen zu verhindern und den Leuten im Innern der Ortschaft während den heissen Sonnentagen etwas Kühlung zu verschaffen, wurde im Sommer jeweils ein sogenannter Spritzwagen losgeschickt. Die Kinder – damals durchwegs mit nackten Füssen – liefen dem von Pferden gezogenen Wagen hinterher und kamen so zu einem Bad, das sie zu Hause noch nicht nehmen konnten.
Am 13. Juni 1923 wurde diese Aufgabe für den bevorstehenden Sommer zum Preis von 5.50 Franken pro Mal an Xaver Furrer übertragen; er war für den Spritzenwagen verantwortlich und musste die Aufgabe persönlich ausführen.
Transportable Sägerei
Am 27. November 1923 erklärte sich der Gemeinderat mit der Einrichtung einer transportablen Sägerei im Grundstück Dreispitz durch Heinrich Müller, Jean Mangola und Moritz Wyder einverstanden.
Am Samstag bis Mitternacht
Dem Ersuchen des Wirtevereins wurde 1924 insofern entsprochen, als die Polizeistunde an Samstagen bis Mitternacht verlängert wurde.
Noch um 1882 galt, dass alle Schenkhäuser abends um 22 Uhr geschlossen werden mussten. 1898 wurde die Polizeistunde auf 23 Uhr verschoben. Schon ein Jahr später kam die Gemeinde den Wirten noch weiter entgegen: Während des Sommerfahrplans mussten sie erst um halb zwölf schliessen.
Hilfe bei Brand
An der Urversammlung von 13. April 1924 fehlten die Feuerwehrmänner und auch andere Personen, weil sie in Niederhäusern unter dem Dorf Visperterminen halfen, einen Brand zu löschen.
Empfang der Olympiasieger
Dem Skiclub Visp wurde 1924 ein Beitrag von 30 Franken an die Kosten für den Empfang zu Ehren der Olympiasieger, der Zermatter Patrouilleure, geleistet.
Visper WB-Redaktion
1924 erhielt der «Walliser Bote» eine reine Visper Redaktion. Gewählt wurden Raphael Mengis, Domvikar und Theologie-Professor, und sein Bruder, Fürsprecher Alex Mengis, für das Politische.
Verboten, den Wald zu betreten
1925 verzichteten die Burgerfamilien aufs Holzen. Das bedeutete gleichzeitig, dass sie während diesem ganzen Jahr den Burgerwald nicht betreten durften.
Autos ja, aber wozu eine Tankstelle?
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der moderne motorisierte Strassenverkehr auch in Visp zu einem Thema. Neben den vielen Fuhrwerken zeigten sich nun auch hier die ersten Autos und schreckten mit ihrem lauten Motorenlärm scheue Hühner auf. Man war aber noch nicht bereit, die Strasse so ohne Weiteres für das Auto freizugeben. So lehnte der Gemeinderat 1925 die Errichtung eines «Benzin-Systems» ab.
Das Auto war damals wohl in erster Linie ein vielbestauntes Wunderding. Dass es auch «Most» brauchte, um bewegt werden zu können, schien man weder in der Bevölkerung noch in der Behörde zu realisieren. Nachdem vorerst nur wenige Autos durch den Industrieort Visp brummten, wurde der motorisierte Verkehr aber bald dichter. Erste Verkehrsregeln mussten aufgestellt werden, obwohl von Rasen noch keine Rede war.
Tearoom für den Sommer
Viktor Kuonen stellte für die Bäckerei Ab Egg Erben 1925 das Begehren zur Eröffnung eines Tearooms für den Sommer, und zwar ohne jeglichen Alkoholausschank. Der Gemeinderat gab dazu sein Einverständnis.
Verzicht auf Klasse
Infolge fehlender Räumlichkeiten musste 1925 auf die Einführung einer neuen Knabenklasse verzichtet werden.
5 Franken «Gaparra» für eine Kuh
Bei den einstigen Viehmärkten von Visp wurde enorm viel Gross- und Kleinvieh aufgetrieben. Die Käufer hatten also genügend Auswahl und betrachteten beim Kauf einer Kuh oder eines Rindes alles ganz genau. Man kannte sich bei der Viehschau aus. Auch an Fragen an den Viehhändler oder Viehverkäufer fehlte es nicht. Man vertraute auf die gegenseitige Ehrlichkeit. Wenn sich der Käufer zum Kauf einer Kuh entschlossen hatte, war es noch um 1925 üblich, dass er mit der rechten Hand auf das Gesäss der Kuh schlug, zugleich dem Viehhändler «Gaparra» sagte und ihm eine Anzahlung von 5 Franken entrichtete. Damit war der Handel abgeschlossen. Das Wort «Gaparra» stammt vom Italienischen Caparra und bedeutet «Pfand geben». Nun konnte sich der Käufer noch mehrere Stunden auf dem Marktplatz verweilen. Dann holte er seine Kuh und entrichtete dem Viehhändler den restlichen Betrag laut Vereinbarung. Und wer zur gleichen Zeit auf dem «Zan Martinimärt» in Visp ein «Fäärli» (Ferkel) kaufte, trug dieses mit der «Tschiffra» (Tragkorb) bis nach Saas-Fee.
Hausierertaxen
Die Hausierertaxen, die um 1925 60 Franken betrugen, erschienen dem Rat sehr niedrig. Sie sollten höher sein, damit die einheimischen Geschäftsleute dadurch weniger Konkurrenz hatten.
Turngeräte für Mädchen
Der Gemeinderat gab 1925 dem Gesuch von Gustav Reichmuth statt, Turngeräte für Mädchen anzuschaffen.
Vereine abgeneigt
Am 27. November 1925 beschloss der Gemeinderat, im folgenden Frühjahr unter Mitwirkung sämtlicher Ortsvereine ein Volksfest abzuhalten, um aus dem Erträgnis den Grundstein für einen Fonds zu legen. Dessen jährliche Zinsen sollten dazu verwendet werden, armen, verwahrlosten Kindern eine bessere Pflege angedeihen zu lassen. Aber nachdem er mit den Vereinen eine Besprechung durchgeführt hatte, musste Gemeindepräsident Francis Burgener seinen Ratskollegen einen ernüchternden Bescheid übermitteln: Der Vorschlag wurde von den Vereinen nicht gut aufgenommen. Sie erblickten nämlich im Vorhaben eine Beeinträchtigung ihrer eigenen Einnahmen. Zur Erreichung des Zwecks solle daher ein anderer Weg angebahnt werden.
Konzession für vier Jahre
1925 vereinfachte der Gemeinderat die Erlaubnis zum Wirten. Die Konzession zur Führung einer Wirtschaft wurde für eine Dauer von vier Jahren erteilt. Die Konzessionsgebühr betrug 100 Franken. Diese Regelung galt auch noch in den siebziger Jahren.
Toiletten mit Wasserspülung als Voraussetzung
Die Erneuerung von verschiedenen Wirtschaftskonzessionen wurde 1925 davon abhängig gemacht, dass zuerst die Toiletten mit Wasserspülung erstellt wurden, und zwar möglichst im gleichen Stockwerk wie die Wirtschaft.
Pappelalleen
Nach 1925 säumten zwei Pappelalleen die Landstrasse zwischen Visp und Eyholz.
Dionys Imesch schrieb Geschichte der Pfarrei
1926 erschien erstmals das Pfarrblatt für die Pfarrei Visp. Während den drei folgenden Jahren veröffentlichte darin Domherr DionysImesch die Geschichte der Pfarrei Visp. Monsignore Imesch (1868–1947) gilt als einer der besten Kenner der Walliser Geschichte. 1922 verlieh ihm die Universität für seine wissenschaftliche Leistung die Würde eines Ehrendoktors. 1938, anlässlich der 550 Jahr-Feier der Schlacht bei Visp, hielt er die Festansprache.
Dienstags links, donnerstags rechts
Die Beholzung der Wälder wurde 1925 jeden Dienstag in den Waldungen am linken, westlichen Vispaufer festgelegt und jeden Donnerstag am rechten.
Das vielfältige Angebot von Della Bianca
Der Kaufplatz war früher nicht nur für Visp, sondern für die ganze Region ein geschätztes Einkaufszentrum. Lorenzo Della Bianca führte in den 20er- und 30er-Jahren in seiner «Quincaillerie» ein beträchtliches, vielfältiges Warenangebot. Er verkaufte nicht nur sämtliche Eisenwaren für die Landwirtschaft, das Handwerk und den Haushalt, sondern sogar Lesebrillen. Auch Heilmittel hatte er stets am Lager, etwa das schmerzlindernde Murmunder-Fett (Murmeltier-Fett). Da er selbst Reben bearbeitete, waren bei ihm auch die Rebbauern mit ihren Problemen bestens aufgehoben. Della Bianca wirkte sogar als Coiffeur und schnitt die Haare für 10 Centimes.